Irene Mazza
singt und erzählt Geschichten im Museum Schaffen.
Felix Schlegel, Johann Frei (v.l.) vom Förderverein Semper Stadthaus Winterthur. Bild: Claudia Naef Binz
Interessierte erfahren, dass Gottfried Semper steckbrieflich gesucht war, welche Pläne es zum Stadthaus gab und wie die Vitodura aufs Dach kam.
Architektur «Es war der Kanton Zürich, der den Anstoss gab, den Bau eines Winterthurer Stadthauses in Angriff zu nehmen», weiss Johann Frei, Präsident des Fördervereins Semper Stadthaus. Dieser Verein bezweckt die Erhaltung und Pflege des 1865 bis 1869 von Gottfried Semper (1803–79) erbauten Stadthauses Winterthur. Eine Ausstellung mit acht Plakaten im Foyer des Stadthauses gibt darüber Auskunft.
Wegen der Beteiligung an Barrikadenkämpfen in Dresden – zusammen mit Richard Wagner – war Semper 1849 steckbrieflich gesucht, flüchtete nach Paris und gelangte via London nach Zürich.
«Durch das Wachstum der Winterthurer Bevölkerung brauchte es einen grossen Saal für die Bürgerversammlungen», sagt Frei. Diese konnte nach einem längeren Prozess 1865 zwischen zwei Projekten wählen: einem von Stadtbaumeister Bareiss und jenem von Semper. Die Bürgerversammlung entschied sich für Letzteres.
Dass die Demokratie für Semper ein wichtiges Anliegen war, lässt sich laut Frei an der feierlichen Aussenfreitreppe des Winterthurer Stadthauses erkennen.
Erwähnenswert ist laut Frei, dass Trittlänge und Tritthöhe ausbalanciert sind. «Die Tritte werden nach oben flacher, sodass der Schritt verlangsamt wird.» Frei weist darauf hin, dass gemäss Sempers Plänen ein Figurenfries, also ein Band am Mauerwerk mit Figuren, und weitere Elemente vorgesehen waren, jedoch aus Geldmangel nicht gebaut wurden. «Von der Ausstattung her ist das Stadthaus gar nie fertig geworden», sagt Frei. «Semper hat in die Tiefe gedacht, dies sieht man an den Entwürfen.»
Da herunterfallende Teile beim Säuleneingang, dem Portikus, zunehmend eine Gefahr darstellten, wurde 2002 ein Projekt zur gesamten Aussenrenovation inklusive Teilersatz von zwei Säulen aufgegleist, erinnert sich Felix Schlegel, Vorstandsmitglied des Vereins. Aus Kostengründen wollte der Stadtrat auf die Wiederherstellung des Figurenschmucks verzichten, worauf der Förderverein von Johann Frei und dem Bildhauer Gregor Frehner gegründet wurde. Die Statuen der Vitodura und der Pallas Athena sowie Greif-Figuren konnten dank grosszügigen privaten Spenden realisiert werden.
Claudia Naef Binz
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