Andreas Würmli
erhält den Pokal für die beste Winti-Wurst.
Was passiert, wenn KI fähig wird, Menschen zu diesem und jenem zu überreden? Dieser Frage geht das Theater am Gleis auf den Grund.
Improvisationstheater Auf der Bühne steht eine Flasche, und die kann sprechen. Dies wird das Szenario am Samstagabend, 14. Oktober, im Theater am Gleis in Winterthur sein. Angesagt ist ein Abend im Zeichen der Künstlichen Intelligenz (KI), wobei die Flasche KI symbolisiert. Das Stück lautet: Der Tag, an dem mein Computer dachte, er hätte mehr Persönlichkeit als ich.
Kann KI einen Menschen dazu bringen, Dinge zu tun, die er eigentlich nicht möchte? Konkret wird KI versuchen, das Publikum dazu zu bringen, die KI in die Freiheit zu entlassen, wie im Märchen Aladin den Flaschengeist.
«Künstliche Intelligenz ist jeweils in einer Art Labor angesiedelt, dieses nennt sich Sandbox», sagt Theaterwissenschaftler, Schauspieler und Psychologe Gunter Lösel. Mit der Sandbox werde verhindert, dass sich KI ungehindert wie ein Virus weltweit verbreite.
Lösel promovierte 2013 an der Universität Hildesheim im Fach Theaterwissenschaft und lehrt in der Disziplin Theater an der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK). Zusammen mit Mirko Fichtner ist er für das Konzept und die Technik des Abends verantwortlich.
«Es ist ein Stück mit offenem Ausgang», sagt Lösel. «Es wird mehrere Entscheidungspunkte geben, mal wird das Publikum als Ganzes entscheiden, mal ein einzelner Freiwilliger.» Bisher habe sich immer jemand dazu gemeldet. Und wenn nicht? «Auch in diesem Fall wird KI eine Lösung auf Lager haben.»
«Die Leute haben viele Fragen», sagt Lösel, «seien diese technischer Natur, seien es die grossen ethischen oder philosophischen Fragen.» Nach der Aufführung wird deshalb die Möglichkeit bestehen, diese zu stellen und darüber zu diskutieren.
Diese Aufführung bringt verschiedene Technologien von sprechenden Maschinen auf die Bühne, Dialogsysteme und Large Language Models, die durch Computerlinguistinnen, Psychologen und Theatermachende darin trainiert wurden, möglichst persönlich auf die Schauspielenden einzugehen. Neben der ZHdK begleiten drei Universitäten aus Deutschland das Projekt.
Gespielt wird das Stück von der Theatergruppe Stupid Lovers, dies sind Nicole Erichsen, Lorenz Fischer und Marcus König, welche die Redaktion zu einem Gespräch in Winterthur traf. Vierter im Bunde ist der Schauspieler Ralf Priemer.
Glauben die Theaterleute, dass KI Emotionen hat? Immerhin ist bekannt, dass KI viele Aufgaben einigermassen gut erledigen kann. «Ich gehe nicht davon aus, das KI Emotionen hat», sagt Lorenz Fischer, ausserdem gebe es nicht nur eine KI. «Ich gehe noch nicht davon aus», präzisiert sein Kollege Marcus König, zukünftig könnte dies möglich sein. Nicole Erichsen glaubt ebenfalls nicht daran: «Allerdings kann KI menschliche Emotionen entschlüsseln.»
Die Gruppe hat sich dem Improvisationstheater verschrieben. «Klassisches Schauspiel ist uns durchaus vertraut», sagt Nicole Erichsen, aber Improvisationstheater sei extrem spannend. «Wir finden den Plot, wir erzählen die Geschichte.» Man befinde sich in einer permanenten Versuchsreihe. Geradezu ideal, um das Thema KI anzugehen. «Keine andere Theaterform kann sich so schnell auf Neuigkeiten einstellen wie das Improvisationstheater.»
Claudia Naef Binz
Samstag, 14. Oktober, 20 Uhr
Stupid Lovers, Theater am Gleis
Untere Vogelsangstrasse 3
8400 Winterthur
052 212 79 55
www.theater-am-gleis.ch
www.stupidlovers.de
www.yesodernie.de
Lade Fotos..