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Der Verlag hat «Tränensee» als Roman über die Liebe angekündigt. Roswitha Kuhn bleibt sich jedoch treu und schmuggelt Tote in das Buch.
Mordlust Eines vorweg: Der Gärtner, der auch Mädchen für alles ist, ist zwar nicht der Mörder, trägt aber einiges zur Vertuschung eines Mordes bei.
Angekündigt hat der Verlag das Buch von Roswitha Kuhn als Roman über die eine grosse Liebe. So einfach ist die Sache jedoch nicht. Im Fokus der Handlung steht Anna Broch, die nach dem Tod ihres Mannes, einem bekannten Schriftsteller, im Tessin einen Neuanfang wagen will. Doch Trauer und Einsamkeit treiben sie in einen Strudel aus fatalen Entscheidungen. Dabei kommt das Liebesleben nicht zu kurz. Aufgerollt wird Annas Leben durch den Polizisten Cellini, der sie zu einem ungeklärten Todesfall befragt.
Anna Broch weist einige Parallelen zur Autorin auf. Dennoch sagt die 79-jährige Roswitha Kuhn im Gespräch: «Die Protagonistin Anna hat wenig mit mir zu tun.» Die Leute würden dies oft verwechseln. «Es gibt einen Zeitpunkt, ab dem man als Autorin nur mehr der Geschichte verpflichtet ist.» Ausserdem entwickeln Protagonisten, hat man sie einmal ausreichend definiert, laut Kuhn ein Eigenleben. «Die Geschichte ist rund 30 Jahre alt, sie lag halb fertig in der Schublade, hatte jedoch nicht den erhofften Biss.» Und die Autorin verlor das Interesse daran.
Kuhn studierte nach eigenen Angaben in Graz und in Zagreb Slawistik und Germanistik. Als Bibliothekarin arbeitete sie in Graz und Wien sowie am Tibet-Institut Rikon, wohin sie eine vorausgegangene Tibet-Reise führte. «Ich begann mich bereits als 16-Jährige mit dem Buddhismus zu beschäftigen», sagt Kuhn. Während Gläubige im Christentum zwecks Erlösung immer den «Lieben Gott» in der Hinterhand hätten, verlange der Buddhismus Eigenverantwortung. «Das Gesetz des Karma macht frei, aber man muss die Verantwortung für das eigene Handeln übernehmen, und zwar bis hin zur letzten Konsequenz.»
Damals im Tibet-Institut lernte sie ihren Mann Jacques Kuhn kennen. Nach einer späten Heirat wagten sich die beiden in die Gefilde der Literatur. Bis 2016 schrieben sie gemeinsam Tösstal-Krimis. Jacques Kuhn verstarb im Alter von 97 Jahren.
«Als mein Mann im Sterben lag, musste ich ihm versprechen, die Krimis Nummer vier und fünf fertigzustellen», erzählt die Autorin. «Mehr wollten wir nie schreiben, denn wenn sich die Autoren beim Schreiben langweilen, spüren dies auch die Leser.» Während sie den Krimi Nummer 4, «Mondnackt», noch zur Hälfte gemeinsam verfasst hatten, musste die Autorin Nummer 5, «Waidmannsleid», alleine schreiben.
«Erst nachdem ich meine Krimi-Schuld abbezahlt hatte, war mein Kopf frei für etwas anderes.» Da kam Kuhn das halb fertige Manuskript, das ihr beim Aufräumen in die Hände fiel, gerade recht.
Claudia Naef Binz
Roswitha Kuhn: Tränensee
313 Seiten, Hardcover
ISBN 978-3-8392-0652-2
Verlag Gmeiner
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