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ist an zwei Gospelkonzerten zu hören.
Dafi Kühne bezeichnet sich als Plakatgestalter. Im Gewerbemuseum zeigt er den Prozess, der hinter der Gestaltung und dem Druck steht.
Druckhandwerk «Das Gewerbemuseum zeigt mit Dafi Kühne einen vielfach ausgezeichneten Schweizer Plakatgestalter und Buchdrucker», sagt Luzia Davi, Kommunikationsverantwortliche des Gewerbemuseums Winterthur beim Medientermin am 19. September, kurz vor der Eröffnung der Werkstattschau. Dafi Kühne (*1982) verbindet laut Gewerbemuseum auf unkonventionelle Art zeitgenössisches Grafikdesign mit alten Drucktechniken. Neben den digitalen Entwurfs- und Produktionswerkzeugen nutzt er Buchdruckpressen aus den 1960er-Jahren, traditionelle Blei- und Holzlettern, lasergeschnittene Kunststoffplatten oder handgeschnittenes und geätztes Linoleum bis hin zu Magnetbuchstaben für die Produktion seiner Werke. Ein Video in der Ausstellung zeigt, wie das Plakat zur Ausstellung entstanden ist. Zuerst erfolgte ein Testdruck auf Papier mit einer Buchdruckmaschine und geätztem Linoleum als Druckplatte. Es folgten viele weitere Arbeitsschritte über den Computer und wieder zum Linoleum zurück – Schicht für Schicht zum fertigen Plakat.
Der Künstler selbst weilt noch am Handy. «Wir hatten einen Plakatnotfall, ein Bild ist beschädigt worden», sagt Kühne und nimmt sich trotzdem Zeit für ein paar Fragen. Im Ausstellungsraum steht eine kleine Buchdruckmaschine, wie sie auch in Kühnes Atelier in Näfels stehen. Ausgestellt neben den Plakaten sind die dazu gehörenden Druckvorlagen. «Das Plakat der Ausstellung zum Toni-Areal entstand mit 13 Durchgängen à 300 Bögen durch die Druckmaschine, das sind ganz schön viele Schichten», sagt Kühne. «Kein anderes Druckverfahren bietet ein so interessantes Zusammenspiel.» Ein Werkzeug (Meissel, CNC, Laser) trifft auf einen Werkstoff (Holz, Papier etc.), daraus entsteht eine Werkzeugspur. «Eine Linoleum-Ätzung hat im Druck eine ganz charakteristische Optik.» Kühne verzichtet bei seiner Gestaltung auf illustrative Elemente, sondern setzt allein auf die Typografie, wobei die gestaltete Schrift jeweils das Thema widerspiegelt.
Die Ausstellung geht der Frage nach: Sind im urbanen Raum gedruckte Plakate noch sinnvoll? Tatsächlich ist der kommerzielle Buchdruck nicht mehr wirtschaftlich. Kühne ist trotzdem davon überzeugt, dass der Print nach wie vor seine Berechtigung hat: «Der Druck ist nicht tot.» Gegenüber der digitalen Variante sei der Druck jedoch nur zu retten, wenn er besonders hochwertig sei und am richtigen Ort eingesetzt werde. «Ein Plakat, das mit einer Buchdruckmaschine gedruckt wurde, ist kein Wegwerfprodukt», dazu brauche es zu viel Papier und Druckfarbe. «Ein Druckerzeugnis riecht, es hat eine spezielle Haptik», gerät Kühne ins Schwärmen. Er erstellt Eigenaufträge, aber auch Auftragsarbeiten wie das aktuelle Werkstattschau-Plakat des Gewerbemuseums. Ihn fasziniert, was mit kommerziellen Plakaten geschieht. «Einerseits hängen Plakate im öffentlichen Raum, verbleichen, werden mit Stiften bearbeitet oder gar weggerissen.» Andererseits würden Plakate archiviert, wenn sie hochwertig genug seien. Um ein Plakat zu betrachten, brauche es je nach Situation nur etwas Tages- oder Kunstlicht. Demgegenüber steht die Digitalisierung, die grosse Datenmengen erfordert. «Ein QR-Code beispielsweise zieht mich aus der realen Welt in eine virtuelle», sagt Kühne und tippt auf seinem Handy, «wobei ich kein Gegner davon bin und es oft nutze.» Kühne verfolgt jedoch das gegenteilige Ziel: «Ich will die Leute weg von der virtuellen Welt hinein in die reale Welt meiner vielschichtigen Plakate locken.»
Claudia Naef Binz
Werkstattschau mit Dafi Kühne
mit Rahmenprogramm
Bis 16. März 2025
Gewerbemuseum Winterthur
www.gewerbemuseum.ch
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