Johnethen Fuchs
präsentiert seine neue Single im Café Kunterbunt.
Die Autorinnen zogen für ihren Erstling «Bargespräche zweier Philosophinnen» um die Häuser. Nun philosophieren sie weitgehend ohne Rotwein.
Lesung «Fast 300 Stände sollen hier stehen. Eigentlich erstaunlich für diesen kleinen Platz.» So fängt das dritte Kapitel des Buches «Nüchtern betrachtet. Bargespräche zweier Philosophinnen Vol. II» an, das im Arisverlag erschienen ist.
Die Autorin Patrizia Hausheer hat sich mit ihrer Freundin Vanessa Sonder auf dem Flohmarkt zum philosophischen Austausch verabredet. Hausheer stöbert mit ihrer Freundin an einem Spielwarenstand. Die Sachen sind «made in China» und schon befinden sich die Freundinnen mitten in einer Diskussion über Schrott. Sie spannen leichtfüssig (und der Verlegerin sei Dank, frei von Gender-Sonderzeichen) den Bogen vom ausgefransten Haargummi über verschrottete Autos zur Frage, ab wann ein Mensch als verbraucht gilt, bis zum Tod und wieder zu Banalitäten zurück: «Wir alle kennen die Plastiklöffel, die man in der Bäckerei zum Müsli dazubekommt. Warum man diese wohl behält?»
«Wir fanden es inspirierend, uns an verschiedenen Orten zu treffen und diese mit Alltagsthemen zu verweben», sagt Patrizia Hausheer im Gespräch in Winterthur. Seit dem ersten Buch sind sechs Jahre vergangen. «Barbesuche sind seltener geworden, wir haben nicht mehr so oft Gelegenheit dazu», so Hausheer. «Früher trafen wir uns regelmässig in Bars und tranken Rotwein.» Daraus entstand die Idee zum ersten Buch. «Wir haben die Gespräche aufgezeichnet und transkribiert. So blieb der O-Ton erhalten.» Nur einige intime Details seien weggelassen worden.
«Wir haben zu fast allem eine gegenteilige Meinung», sagt Hausheer zum Autorinnen-Duo. Dies sei auch eine Stärke der Philosophie, aus einer kindlichen Neugier heraus mit Argumenten verschiedene Perspektiven zu beleuchten. «Wir wollen mit der Philosophie den Argumenten wieder einen Wert geben», sagt Hausheer. Dies sei in unserer Gesellschaft, bei der zunehmend tendenziöse Debatten vorherrschten, sehr wünschenswert.
Kennengelernt haben sich Hausheer, die in Lindau bei Effretikon aufgewachsen ist, und Sonder während des Philosophie-Studiums in Zürich. «Was gibt es Schöneres, als über die grossen Lebensthemen nachzudenken?», begründet Hausheer ihre Studienwahl. «Philosophie kann zwar nicht alle Probleme lösen, aber sie analysiert diese und macht sich auf, die richtigen Fragen zu stellen.»
Claudia Naef Binz
«Nüchtern betrachtet»
Vanessa Sonder, Patrizia Hausheer
Lesung mit Buch am Platz
Donnerstag, 6. Februar, 19 Uhr
Kellertheater Winterthur
www.buchamplatz.ch
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