Gianluca Ogi
will sich in der Swiss League etablieren.
Die Winterthurer Sängerin Ginny Loon sang zum ersten Mal auf einer grossen Bühne mit einer Band: ein Blick hinter die Kulissen der Musikfestwochen.
Pop 15 Minuten bis zum grossen Auftritt. Ginny Loon, bürgerlich Nadja Färber, zieht sich einen olivgrünen Rock und ein schwarzes Oberteil an. Vor dem Spiegel backstage (siehe Foto unten) flechtet sie zwei kleine Zöpfe, die später ihr Gesicht auf der Bühne dezent umranden. Fünf Minuten bis zum grossen Auftritt. Die Zeit zum Schminken wird zu knapp. Das Interview mit der «Winterthurer Zeitung» ging zu lange. Die Stimme wärmt Loon mit Übungen auf. Hinter der Bühne kommt die Band zusammen und umarmt sich ein letztes Mal. Die Nervosität der jungen Frontsängerin wird spürbar, zumal sie bis dahin eher gelassen und freudig wirkte. Die Menschen begrüssen Loon mit lautstarkem Klatschen und Schreien. Null Minuten bis zum grossen Auftritt.
Ginny Loon ist Singer und Songwriterin; sie schreibt und singt ihre Songs selbst. Seit letztem Jahr veröffentlicht sie Lieder im Genre Pop. Insgesamt hat sie neun Songs herausgebracht. Im Februar gewann die kürzlich 28 Jahre alt gewordene Winterthurerin den SRF 3 Best-Talent-Preis. Am Freitag, 11. August, hatte sie nun ihren ersten grossen Auftritt an den Musikfestwochen.
Ihr Künstlername Ginny Loon ist banal und persönlich zugleich. Ginny entstand durch die Figur «Ginny Weasley» aus den Harry Potter-Filmen. Ein verstorbener Hund der Familie trug den Namen Looney, woraus Loon wurde.
Rückblick: Die Band fährt mit zwei Autos hinter die Bühne und beginnt mit dem Ausladen der Instrumente. Das Material platzieren sie gleich auf der Bühne, damit die Techniker mit dem Verkabeln der Mikrofone und der Instrumente beginnen können. Loon wirkt noch entspannt. «Auf einer grossen Bühne zu spielen ist nicht viel anders als auf einer kleinen», sagt sie.
Neuland hingegen ist für sie das Spielen mit einer Band. Normalerweise spielt und singt sie alleine. Beim Soundcheck macht sich die Unsicherheit bemerkbar, als sie ihre akustische Gitarre anspielt und die Techniker hinter den zwei Mischpulten den Ton einpegeln. Einer fragt bei Loon nach: «Ist dir die Gitarre zu grell oder passt das so?» Nach kurzem Überlegen gibt sie eine Antwort: «Jaja.» Später im Interview sagt Loon: «Die Gitarre war mir eigentlich zu grell. Ich bin noch nicht sehr geübt mit grossen Bühnen, Bands und all der Technik. Da hilft mir die Band aber weiter.» Diese besteht mit Loon aus vier Personen, die Bass, Gitarre, Piano und Schlagzeug spielen. Hinter Letzterem sitzt ihr Bruder. «Vor einem Jahr haben wir uns noch gefragt, wer wohl zuerst auf der Bühne der Musikfestwochen steht. Nun haben wir es gemeinsam geschafft.»
Die Menschen toben, als Ginny Loon auf die Bühne kommt. Von Song zu Song fühlt sich die Sängerin wohler. Die Band spielt zum ersten Mal in dieser Zusammensetzung. Lediglich in einer Probe haben sie die Lieder eingeübt. Im November letzten Jahres sprang Loon beim Bassisten in der Band ein. Als sie die Anfrage der Musikfestwochen erhielt, half dieser beim Zusammenstellen der Band. Alle Musiker spielen auch in anderen Bands. Loon: «Nun kann ich die Lieder auf einer Bühne so spielen, wie ich sie auch aufgenommen habe.» Am liebsten würde die 28-Jährige ausschliesslich auf den grossen Bühnen mit der Band zusammenspielen. Allerdings kostet dies viel Geld.
In den Liedern der jungen Sängerin geht es oft um zwischenmenschliche Beziehungen – in der Liebe, aber auch mit Freunden. Die Songs sprechen für das, was Loon in ihrem Leben ausmacht. Die Liebe hat sie in London gefunden. Vor rund zehn Jahren ging sie für einen Sprachaufenthalt nach England. Es gefiel ihr so sehr, dass sie mit 20 Jahren gleich dorthin gezogen ist. Heute wechselt sie zwischen Winterthur und London hin und her.
Im Instagram-Profil von Ginny Loon steht: «The braver I am, the luckier I get.» (Je mutiger ich bin, desto mehr Glück habe ich.) «Wenn man einfach macht, passieren gute Dinge», sagt Loon. Auf der Bühne zu stehen brauche Mut. Hier müsse man aus der Komfortzone rausgehen. Loon: «Anfangs konnte ich den Menschen vor der Bühne nicht in die Augen schauen. Nach ein paar Liedern wurde es besser. Ich bin einfach glücklich.»
Jan Gubser
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