Gianluca Ogi
will sich in der Swiss League etablieren.
Der 24-jährige Daniel Keller wechselt vom HC Rychenberg nach Prag.
HCR-Stürmer Daniel Keller will die Freude am Unihockey
Unihockey Wenn Schweizer Unihockeyaner vom Traum erzählen, eines Tages im Ausland zu spielen, meinen sie damit die stärksten Ligen der Welt in Schweden oder Finnland. Die tschechische Superliga geniesst nicht den gleichen Ruf, obwohl die Tschechen zuletzt zweimal U19-Weltmeister wurden und im letzten November an der WM in Zürich und Winterthur im Halbfinal die Schweizer A-Nati mit 11:3 vom Platz fegten. Daniel Keller zieht es trotzdem in den Osten. Der 24-jährige Weinländer, seit D-Junioren-Zeiten beim HC Rychenberg engagiert, wechselt auf die kommende Saison zum Prager Verein TJ Sokol Kralovske Vinohrady, kurz SKV genannt. «Mir ist nach vier NLA-Saisons beim HCR die Freude am Unihockey abhandengekommen», erklärt Keller den ersten Wechsel eines Schweizers in die tschechische Superliga seit über zehn Jahren. In Winterthur wurden Kellers physische Qualitäten geschätzt, was jedoch bedeutete, dass er meistens in der dritten Linie zum Einsatz kam, die defensive Aufgaben zu erledigen hatte. «Diese Rolle gab mir letzte Saison nicht mehr genug zurück. Und als zu Beginn des Jahres ein weiterer Spieler für meine Position verpflichtet wurde, beschloss ich eine Veränderung», so der Stürmer. Einen anderen NLA-Verein mit viel kleineren Zuschauerzahlen konnte er sich nicht vorstellen. Er sah sich bereits bei einem lokalen 1.-Ligisten, entschied sich nach den emotionalen Playoffs aber um und erkundete die Möglichkeiten eines Transfers ins Ausland. Sein ehemaliger Mitspieler Michal Podhrasky klärte ihn über die Situation in Prag auf. Dass SKV zu den kleineren der sieben Prager Vereine in der höchsten Liga gehört und um die Playoffteilnahme kämpfen muss, stört ihn nicht. «Ich erhoffe mir eine grössere Rolle und freue mich auf die Auslandserfahrung», sagt Keller.
Wenn hochkarätige Ausländer in die Schweiz wechseln, erwarten sie oft eine Wohnung, ein Auto, einen Teilzeitjob und Cash. Bei Keller läuft es anders. Der Verein vermittelt ihm eine Wohnung, bezahlen muss er sie selber. Sein Studium als Wirtschafsinformatiker setzt er von Prag aus fort, auch seiner bisherigen Arbeit geht er im Homeoffice nach.
«Ich konnte mein Pensum sogar von 40 auf 60 Prozent erhöhen», bemerkt er. Für den im Prager Stadtzentrum angesiedelten Verein sprach, dass man sich um ihn bemüht habe. «Nach einem viertägigen Besuch gefiel mir alles so gut, dass für mich die Sache klar war», sagt Keller. Er fand im Probetraining zu seinem Erstaunen sogar einen Schweizerdeutsch sprechenden Mitspieler vor – Richard Kellenberger wuchs als Sohn eines St. Gallers in Prag auf. Ende Juli bringt «Bömbi», wie er seit der Primarschule in Andelfingen genannt wird, seine Habseligkeiten per Auto nach Tschechien. Ab Mitte August beginnt das Abenteuer dann definitiv. «Versprochen wurde mir nichts – ich werde mir den angestrebten Platz in den ersten zwei Linien erkämpfen müssen», weiss er. Aber kämpfen kann Daniel Keller, das hat er in den letzten vier Saisons genug unter Beweis gestellt. ⋌
⋌Damian Keller
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