Lilly
und Co. sind zum Hundeschwimmen in die Badi Töss geladen.
Am 25. Januar 1934 kam es im «Freihof» zu einer blutigen Auseinandersetzung zwischen der Tössemer Arbeiterschaft und der Nationalen Front.
Gesinnung Wir schreiben das Jahr 1934. Die Nationalsozialisten unter Adolf Hitler herrschen in Deutschland. Auch südlich tobt das faschistische Regime unter Diktator Mussolini in Italien. Angegrenzt an die beiden Grossmächte, geht deren Ideologie auch an der Schweiz nicht spurlos vorbei. Das nationalsozialistische Gedankengut erstarkt. Und so aber auch seine Gegenbewegung.
Am Morgen des 25. Januar 1934, genau vor 90 Jahren, ahnt noch niemand, dass der «Freihof» in Winterthur Töss schon am selben Tag zu einem Schauplatz ideologischer Gegensätze und zu geschichtsträchtigem Boden werden würde. Im Kampf gegen den Faschismus erhebt sich die Tössemer Arbeiterbewegung gegen die Nationale Front und wird handgreiflich.
Ein kurzer Rückblick auf den «Tössemer Krawall».
Die schweizerischen Nazischergen nennen sich «Nationale Front». Unter dem Anschein der Errungenschaften der Nazis in Deutschland werden auch die «Fröntler» in der Schweiz immer skrupelloser. Während das Bürgertum sich mit den Faschisten verbündet – zum Beispiel bei den Gemeindewahlen 1933 in Zürich –, lässt sich die Arbeiterschaft in Winterthur nicht beeindrucken. Dadurch wird sie immer mehr zum Feindbild der Frontisten. Mit Flugblättern und Plakaten laden diese am 25. Januar 1934 zu einer öffentlichen Versammlung und Kundgebung in das Restaurant Freihof in Töss ein, was die Tössemer Arbeiter als Kampfansage verstehen. «Wir sollten unsere Stellungnahme bekanntgeben», meint Heinrich Schurter, Aktuar der SP Töss. Diese Stellungnahme hätte eigentlich friedlich verlaufen sollen. Doch was geschah, würde schon bald als «Tössemer Krawall» in die Geschichte eingehen. Die Jubiläumsschrift der SP Töss aus dem Jahr 1990 erzählt von dem historischen Ereignis.
Wütend geht die Sozialistische Jugend von Haus zu Haus und mobilisiert. Die Arbeiter schreiten am Abend des 25. Januar 1934 zum Restaurant Freihof in Töss. Die Anhänger der Nationalen Front haben dieses bereits okkupiert und verwehren den Sozialisten den Einlass. Da fangen die Ausschreitungen an. Die Arbeiter werden mit Stahlruten, Gummischläuchen und Bambusrohrknütteln traktiert. Das lassen sich die Tössemer nicht gefallen. Sie entwaffnen die Nazis und schlagen sie wortwörtlich mit ihren eigenen Waffen. Die Prügelei wird wilder. Zerschlagene Köpfe, wohin man blickt. Die erste Person muss bereits ins Spital gebracht werden. Immer mehr Arbeiter strömen zum «Freihof», der komplett umstellt wird. Plötzlich treffen aus Zürich fünf Autocars mit rund 100 weiteren Frontisten ein. Doch die Arbeiter verfallen in eine derartige Rage, dass die meisten Fröntler sofort wieder kehrtmachen. Aus der Pöbelei wird eine Massenschlägerei.
Am «Freihof» treffen inzwischen Truppen der Kantonspolizei ein. Ihrem Eingriff ist es zu verdanken, dass die Nazis nicht aus dem «Freihof» herausgeprügelt werden. Beim Ausgang des «Freihofs» wird von den Polizisten eine enge Gasse gebildet, durch welche die Fröntler hindurch sollen. Es wird zu einem Spiessrutenlauf. Heftige Schläge und Tritte prasseln auf die Faschisten nieder, die nun mit aller Kraft die Flucht zu den Autocars ergreifen. Auch diese haben inzwischen arg gelitten und die Chauffeure fahren ab, bevor alle Fröntler eingestiegen sind. Schliesslich können die Nazis fliehen. Ihre Flucht wird von fliegenden Pflastersteinen begleitet.
Die Thematik hat an Aktualität nicht verloren. Heute noch geraten die linken und rechten Pole in Winterthur aneinander. Zuletzt im Mai 2023, als linke Gruppierungen unter dem Motto «Gemeinsam gegen Rechts!» eine Kundgebung von Freiheitstrychlern, Massnahmengegnern und Verschwörungstheoretikern stören wollten. Der sogenannte Freiluft-Kongress wurde von rund 250 Personen besucht. Die Polizei – in Vollmontur und mit Wasserwerfern ausgerüstet – kesselte die unbewilligten Gegendemonstranten ein und verhinderte so einen Krawall. Die AL kritisierte anschliessend in einem parlamentarischen Vorstoss ein unverhältnismässiges Vorgehen der Stadtpolizei.
Janik Schmid
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