Andrea Lutz
Ist Co-Kuratorin der Ausstellung zu Vallotton.
«Im alten Feuerwehrsgebäude könnte ich mir Kulturevents vorstellen», sagt Thorsten Eberle, Leiter der Arealentwicklung. Bild: spo
Die Zäune fallen weg, die Tore werden geöffnet: Das ehemalige Rieter-Areal in Winterthur-Töss wird weiterentwickelt – und heisst neu Vitus-Areal.
Winterthur-Töss Ein Areal fast so gross wie die Winterthurer Altstadt öffnet sich für die Bevölkerung: Auf dem Gelände des Winterthurer Textilmaschinenherstellers Rieter sollen künftig die Zäune fallen, und neues Leben soll einkehren. Die neue Eigentümerin des Areals, die Zürcher Immobilienfirma Allreal, spricht bei der Arealentwicklung von einem Tech-Campus.
Im Juli letzten Jahres hat der Zürcher Immobilienkonzern Allreal die 75 000 Quadratmeter grosse Fläche für 96 Millionen Franken von Rieter gekauft. Der Textilmaschinenhersteller selbst hat sich am Rand des Gebiets, gleich bei der Autobahneinfahrt, auf einer Fläche von 38 000 Quadratmetern für 62,3 Millionen Franken einen modernen Hauptsitz gebaut.
Bereits heute haben sich auf dem 75 000 Quadratmeter grossen Gebiet eine handvoll Unternehmen in der Zwischennutzung eingemietet, darunter Firmen wie die ETH Zürich (Bildung), Planzer (Logistik) oder Protectas (Sicherheitsdienst). Im August 2025 zieht zudem die Schweizerische Textilfachschule (STF) von Zürich und Wattwil nach Winterthur auf das ehemalige Rieter-Areal.
«Wir sind im Gespräch mit möglichen Mietern aus den Bereichen Robotik, Innovation und technische Bildung sowie einer Hochschule», sagt Thorsten Eberle, der die Arealentwicklung leitet. Er stellte die Pläne am vergangenen Dienstag den eingeladenen Gästen vor. «Ein wichtiger Teil vom Erbe Winterthurs kommt zurück auf die urbane Landkarte», sagte Eberle. «Wir haben die Idee, diesen inspirierenden Industrieort weiterzuentwickeln.» Nach und nach soll ein Tech-Campus entstehen. Die meisten der eingemieteten Firmen hätten die Verträge bereits um vier Jahre verlängert. Das Potenzial für das Gewerbe sei gross: Eberle spricht von 3000 möglichen Arbeitsplätzen. Wohnungen haben indes keine Priorität mehr.
Das Areal ist ein «Filetstück» für einen Immobilienkonzern. «So ein Areal ist selten zu finden. Wir haben hier eine sehr gute Infrastruktur, und das Gebiet liegt gut», sagt Eberle. Nun erhielt das Areal am Dienstag auch einen neuen Namen samt Logo und Designelementen. Neu heisst das Gebiet Vitus-Areal. Der Name setze sich aus den Wörtern Vitudurum, lateinisch für Winterthur, und vita zusammen, lateinisch für Leben. Die Designelemente zeigen drei ineinandergreifende Spindeln. «Damit nehmen wir ebenfalls Bezug auf die traditionsreiche Geschichte des Areals und zeigen, dass alles miteinander verwoben ist», so Eberle.
Allreal ist bei der Entwicklung des Gebiets im Austausch mit der Stadt Winterthur. Diese widmet im Strategiepapier «Winterthur 2040» dem Gebiet ein eigenes Kapitel. Darin heisst es, das Areal solle sich als moderner Industrie- und Hightech-Standort profilieren. In seiner Rede würdigte Stadtpräsident Mike Künzle die Firma Rieter als eine der geschichtsträchtigsten der Stadt und wünschte dem Projekt viel Erfolg. «Wir hoffen alle, dass der Vogel zum Fliegen kommt. Davon bin ich aber überzeugt», sagte er.
Mit der Öffnung des Areals beginnt Allreal bereits im nächsten Jahr. Zuerst soll das Gebiet laut dem Arealentwickler neu begrünt werden, damit der Zugang niederschwelliger werde. Auch die kleine Brücke beim Wasserkraftwerk vom Tössuferweg auf das Areal soll geöffnet werden. Vorrang hat der Zugang zum Gelände via Auwiesenstrasse. Aus Gründen der Verkehrssicherheit würden die Gitter entlang der Kloster- und Rosenaustrasse noch etwas länger bestehen bleiben.
Aber auch Kultur und Kulinarik sollen auf dem neuen Vitus-Areal Heimat finden. So bleibt das Restaurant JJ's weiterhin für alle zugänglich. Und: «Im alten Feuerwehrgebäude auf dem Areal könnte ich mir Kulturevents vorstellen oder Pop-up-Projekte», sagt Eberle.
⋌Sandro Portmann
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