Jorge Oswald
ist Filmemacher, sein Road-Movie kommt ins Kino.
Für dieses Projekt hat die ganze Gemeinde zusammengespannt: Innert vierzehn Monaten haben Private, Firmen und Schulen mehrere Kugelbahnen gebaut.
Rickenbach Auf dem Gartentisch von Andrea Peter-Sättele liegen Dutzende Holzkugeln in verschiedenen Grössen und Farben. Es ist eine Sammlung von Kugelbahnen aus der ganzen Schweiz und Österreich. «Mein Sohn liebt Kugelbahnen. Weil die meisten aber weit weg sind, habe ich mir überlegt, warum machen wir nicht eine eigene im Dorf?», sagt Andrea Peter-Sättele im Gespräch. Sie verfolgte die Idee weiter, führte erste Gespräche und schnell war klar: Das Thema Kugelbahn fasziniert nicht nur Kinder. Rasch wurde der Kreis an Interessierten grösser, und es fanden sich schliesslich einige Materialsponsoren. Gebaut wurden die Bahnen von Schülerinnen und Schülern der Primar- sowie Sekundarschule, von Privaten, Lernenden und Mitarbeitenden verschiedenster Unternehmen.
Der Familienverein Rickenbach, bei dem Peter-Sättele im Vorstand sitzt, hat schliesslich das Patronat übernommen. Vierzehn Monate später sind die Stationen fertig und bereit für den Einsatz. «Meine Vision war, einen Weg ‹Vom Dorf, fürs Dorf› umzusetzen. Es war von Anfang an klar: Das Dorf muss zusammenarbeiten und das haben wir eindrücklich geschafft. Vom Unternehmer über die Gemeinde bis zu Vereinen und Schulen und Privatpersonen haben alle mitgewirkt», sagt Peter-Sättele. Ihre Familie hat selbst eine Station gebaut. «Alle haben mitgebastelt, geschraubt und gemalt», berichtet sie und strahlt.
Entstanden sind drei Wegvarianten, wovon eine die beiden Dorfteile Rickenbach und Sulz verbindet. Es warten elf Stationen unterschiedlicher Art – darunter auch verrückte Konstruktionen, bei der etwa ein elektrischer Zug die Kugel ein Stück weit herumkutschiert. «Es ist cool zu sehen, wie viel Fantasie darin steckt und mit wie viel Liebe die Kugelbahnen umgesetzt wurden», so Peter-Sättele. Eine Herausforderung war die Baubewilligung. So wurde die ursprüngliche Idee, die Bahn mit fest im Boden verankerten Stelen zu bauen, wieder verworfen. Stattdessen wurden mobile Stationen gebaut, die mit einem Palettenrolli verschoben werden können. Der Weg, der die Stationen verbindet, führt mitten durchs Dorf, entlang von Firmen, Restaurants und Bauernhöfen. So ist der Kugelbahnweg auch eine Visitenkarte für die idyllische Gemeinde. «Der Weg zeigt die Vielfalt im Dorf. Ich bin stolz, dass wir das als Gemeinde geschafft haben», so Peter-Sättele. Beim Thema Vandalismus ist sie pragmatisch. «Ich hoffe, dass es keinen Vandalismus gibt. Es wäre aber falsch gewesen, aus dieser Angst heraus das Projekt nicht voranzutreiben. Sollte dennoch etwas beschädigt werden, schauen wir weiter und reagieren.» Zudem hat jede Bahn einen QR-Code. Geht einmal etwas kaputt oder klemmt eine Kugel, kann das unkompliziert gemeldet werden.
Unterstützt wird das Projekt auch von der Gemeinde Rickenbach. «Das ist eine tolle Initiative mit verbindendem Charakter, die wir als Gemeinde gern im Bewilligungsprozess, bei der Vernetzung oder mit einer Startfinanzierung unterstützt haben. Eine ganz gelungene Sache», findet Gemeindepräsident Andy Karrer, der am Eröffnungsfest eine kleine Rede halten wird. Zur feierlichen Eröffnung des Kugelbahnwegs am Samstag, 15. März, ist die Bevölkerung herzlich eingeladen. Nach einer Ansprache um 9 Uhr beim Volg wird es um 9.30 Uhr einen Apéro beim Hofladen vom Büelhof geben. Von 10 Uhr bis 14 Uhr warten an den verschiedenen Stationen Überraschungen auf die Besucher. Der kinderwagentaugliche Weg wird ab Mitte März bis Ende Oktober 2025 offen sein. Über den Winter werden die Bahnen bis zum nächsten Frühling eingelagert. Kugeln können im Volg für zwei Franken gekauft werden.
⋌Sandro Portmann
familienverein.ch
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