Lilly
und Co. sind zum Hundeschwimmen in die Badi Töss geladen.
Das Museum Schaffen ist in seiner Existenz bedroht. Bild: spo
Die meisten Kulturbetriebe erhalten ab 2025 mehr Geld von der Stadt Winterthur. Nur zwei Institutionen erhalten weniger Subventionen.
Kultur Um eine Million Franken wollte der Stadtrat die Subventionsbeiträge ab 2025 erhöhen, er wurde aber vom Stadtparlament gebremst. Dieses kürzte die Ausgaben um 300 000 Franken auf 700 000 Franken. Bei den Subventionsbeiträgen profitieren fast alle. Nur der Musikverband der Stadt Winterthur erhält nun weniger Geld. Er muss ab 2025 mit 60 000 Franken weniger haushalten. Statt 200 000 erhält er noch 140 000 Franken. Der Frust beim Verband, der die Interessen von neun Musikvereinen vertritt, ist gross. «Es tut weh, wenn die Stadt mit dem Rotstift durch alles hindurchfräst», sagt Vizepräsident Matias Duvaud. Und dies gleich zweimal. In einer ersten Weisung wurden die Beiträge von 200 000 Franken auf 150 000 Franken gekürzt und nach dem Parlamentsentscheid in der zweiten Weisung gar noch einmal auf 140 000 Franken. «Die Situation war für uns befremdlich. Beim Musikverband werden 50 000 Franken gestrichen und gleichzeitig werden 700 000 Franken mehr für die übrigen 22 Subventionsnehmer vom Stadtrat beantragt», heisst es beim städtischen Musikverband.
Der Musikverband muss nun einen neuen Verteilschlüssel finden, wie er die 140 000 Franken unter den neun Musikvereinen und den beiden ebenfalls dem Musikverband angegliederten Vereinen Orchestergesellschaft Winterthur und Vereinigung Winterthurer Harmonikaspieler verteilt. Dabei ist jetzt schon klar: Diese Rechnung geht nicht auf. So hatte der Verband nach eigenen Angaben allein im 2023 Lohnkosten in der Höhe von 207 000 Franken. «Damit sind hauptsächlich die Dirigentenlöhne gemeint», sagt Duvaud. Diese sind von den Vereinen mittels Arbeitsvertrag im üblichen gesetzlichen Rahmen angestellt. «Wir wollen faire Löhne zahlen», sagt Duvaud weiter. Die Löhne würden je nach musikalischem Niveau, Ausbildung und Erfahrung varieren. «Das Geld aus den Subventionen reicht bei Weitem nicht, um die Lohnkosten zu decken», so Duvaud. Die Mindereinnahmen müssten von den Vereinen mit einer massiven Erhöhung bei den Beiträgen der Aktivmitglieder kompensiert werden. Aktuell liegt der Mitgliederbeitrag bei rund 200 Franken. «Ich gehe davon aus, dass es für Vereine existenzbedrohend ist.» Zum Beispiel die Stadtharmonie Winterthur-Töss, die 2029 ihr 150-Jahr-Jubiläum feiern darf und damit einer der ältesten Vereine der Stadt ist. «Das Jubiläum werden wir sicher noch feiern können, danach wird es es aber eng», so Duvaud.
Bis 2029 muss der Historische Verein nicht warten, bis er sein 150-Jahr-Jubiläum feiern kann. Er befindet sich bereits mitten im Jubiläumsjahr. Allerdings ist ihm alles andere als zum Feiern zumute. Der Historische Verein sieht sich ebenfalls als Verlierer bei den aktuellen Subventionsverträgen mit der Stadt für die Jahre 2025 bis 2032. Bisher erhielt der Verein für das Museum Schaffen jährlich 140 000 Franken. Die Büros von Museum Schaffen befinden sich im Museum Lindengut und konnten bis anhin kostenlos genutzt werden.
Tatsächlich hatte der Stadtrat in der ersten Weisung im Dezember vorgesehen, den Beitrag an das Museum von 80 000 Franken auf 220 000 Franken zu erhöhen. Doch dann zwang das Parlament den Stadtrat, den Rotstift in die Hand zu nehmen. «Für uns ist die Kürzung nicht verkraftbar. Wenn das so durchkommt und der Kanton wie angekündigt seinen Beitrag demjenigen der Stadt anpasst, sind wir gezwungen, das Museum Schaffen zu schliessen», sagt Monika Imhof, Präsidentin des Historischen Vereins Winterthur. Es sei nicht korrekt, dass der Verein gleich viel Geld erhalte wie anhin. Nicht in der Rechnung ersichtlich seien die Mietkosten von jährlich 66 000 Franken für das Museum Schaffen, welche die Stadt und der Kanton in den letzten zwei Jahren paritätisch übernommen hatten. «Reduziert nun die Stadt ihren Beitrag und der Kanton ebenso, dann ist das für uns existenzbedrohend», so Imhof. «Wenn man kein Geld hat, um einen Ofen zu kaufen, kann man keine Brötchen backen. Auch keine kleinen. Wir brauchen ein Minimum an Personal und Infrastruktur.» Imhof wirkt sehr besorgt: Seit 125 pflegen der Verein und die Stadt eine Partnerschaft und in den letzten 15 Jahren wurde gemeinsam das Konzept für das Museum Schaffen ausgearbeitet. «Natürlich kann die Stadt nun sagen, dass man mit weniger Geld ein neues Konzept machen kann, aber dann sind wir raus, dann soll das jemand anders machen», so Imhof. Aktuell lädt der Verein ins Museum Schaffen, wo mit «Reality Check. Arbeit. Migration und Geschichte(n)» das Thema Migration beleuchtet wird. «Heute hat jede Stadt in der Schweiz ein eigenes historisches Museum, wo man die eigene Geschichte reflektieren kann. Wollen wir die einzigen sein, wo das nicht möglich ist?», fragt Imhof.
Noch ist die Verteilung der Kulturgelder nicht ganz entschieden. Das Winterthurer Stadtparlament muss die neue Weisung genehmigen. Dies wird voraussichtlich an der Sitzung vom 16. September sein.
Sandro Portmann
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