Peter Widmer
und Peter Uhlmann wurden überrascht.
Haben allen Grund zum Jubeln: Das Ja-Komitee verfolgte die Abstimmung im Restaurant Fahrenheit.
Während sich die Linken über 120 gemeinnützige Wohnungen pro Jahr bis 2040 freuen, sorgen sich die politischen Gegner um hohe Kosten für die Stadt.
Wohnen Das Zünglein an der Waage war der Wahlkreis Oberwinterthur, der am Sonntag als letzter ausgezählt wurde. Der Wahlkreis mit den 14 580 Stimmberechtigten hätte die dünne Mehrheit von 3000 Stimmen noch in ein Nein kippen können. Doch der Swingstate sagte Ja zum Gegenvorschlag des Stadtrats zur SP-Initiative «Wohnen für alle». Das Schlussergebnis: Winterthur sagt mit 53,38 Prozent Ja zum stadträtlichen Gegenvorschlag, dies bei einer Stimmbeteiligung von 47,23 Prozent.
Damit ist der Auftrag der Bevölkerung klar: Die Stadt muss sich aktiv dafür einsetzen, dass in Winterthur bis 2040 pro Jahr 120 gemeinnützige Wohnungen gebaut werden. Das sind zwar weniger als die in der Initiative geforderten 150 Wohnungen, doch gerade weil die Vorlage mit zwei Gegenvorschlägen und drei Stichfragen komplex war, ein grosser Erfolg. «Dass sich die Stimmen der Befürworterinnen und Befürworter von mehr bezahlbarem Wohnraum auf drei Vorlagen verteilten, machte die Ausgangslage schwierig», sagt Doris Sutter, Präsidentin der Wohnbaugenossenschaften Winterthur. Das Ja-Komitee traf sich am Sonntag im Restaurant Fahrenheit, um das Ergebnis der Abstimmung zu verfolgen. Dabei fiel auf, dass neben den eher konservativen Bezirken Seen und Wülflingen auch der eher linke Wahlkreis Töss den Gegenvorschlag ablehnte. Warum das so ist, kann sich Sutter nicht erklären. «Das kam auch für uns überraschend, da Töss tendenziell links stimmt», sagt sie im Gespräch mit der «Winterthurer Zeitung». Gross ist die Freude auch bei der SP, welche hinter der Initiative steckt. «Zum Glück ist es uns gelungen, der Stimmbevölkerung aufzuzeigen, dass mit einer Annahme der Initiative alle Mieterinnen und Mieter profitieren», sagt Markus Steiner, Initiant von «Wohnen für alle».
Dass mit dem Ja nun die Genossenschaften bevorzugt werden, passt den Bürgerlichen nicht. Sie finden, dass auch Private günstigen Wohnraum schaffen können und wehrten sich im Vorfeld gegen die Bevorzugung von Genossenschaften. Und sie wollen weiter kämpfen. «Wir werden dazu entsprechende Vorstösse im Stadtparlament einreichen», heisst es in einer gemeinsamen Medienmitteilung von SVP, FDP und Mitte. Man bedaure den Entscheid. «Es werden hohe Kosten auf die Stadt Winterthur zukommen, deren Finanzierung nicht geklärt ist», so lauten ihre Sorgen.
Wo nun die Wohnungen konkret entstehen sollen, konnte Stadtpräsident Michael Künzle an der Medienkonferenz am Sonntagabend noch nicht sagen. Der Stadtrat will im nächsten Schritt mit dem Ja-Komitee zusammensitzen, um das weitere Vorgehen zu besprechen. Für den Stapi ist aber jetzt schon klar: «120 Wohnungen pro Jahr zu bauen, ist eine grosse Herausforderung.»
⋌Sandro Portmann
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