MG Grace
ist an zwei Gospelkonzerten zu hören.
Eine Mehrheit im Parlament will den Ponyhof Germann retten. Archivbild: gs
Dass am Montag viele Besucher die Debatte im Stadtparlament verfolgten, hatte zwei Gründe: Den Ponyhof und die städtische Kulturförderung.
Politik Mit der Hand vor den Augen, durch Fingerschlitze blinzelnd, verfolgte Wanja Guanziroli die Abstimmung über die Zukunft des Ponyhofs Germann. Neben ihr fieberten eine Handvoll Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit. Bei der Schlussabstimmung war die Spannung kaum zu überbieten, alle wussten, es wird ein knapper Entscheid. Dann das Aufatmen. Das Winterthurer Stadtparlament setzte mit 29 Ja- zu 20 Nein-Stimmen ein weiteres Zeichen für den Ponyhof Germann in Wülflingen.
Damit erhält der Stadtrat nun den Auftrag, das Gebiet Schweikhof umzuzonen, damit der Ponyhof seinen Betrieb weiterführen kann. Aktuell befindet sich der Hof in einer Landwirtschaftszone. In einer solchen erhält der Ponyhof aber keine Bewilligung, die Scheune wieder aufzubauen, welche in der Nacht auf den 22. Oktober 2021 niederbrannte. Statt der Scheune stehen seither Zelte auf dem Hof, die den Ponys ein Dach geben. «Ich bin sehr erleichtert», sagt Guanziroli am Rand des Parlaments. Sie führt seit Jahren den Hof mit und steckt viel Herzblut in den Ponyhof.
Der Stadtrat sprach sich bisher immer gegen eine Umzonung aus. Einerseits sei das öffentliche Interesse zu klein, welches eine Umzonung bedinge. Andererseits hat der Stadtrat andere Pläne. «Die Zuweisung zu einem Erholungsgebiet und einer Erholungszone widerspricht dem Zielbild des Stadtparks», so die Begründung des Stadtrats zur Motion aus dem Parlament. Im Gebiet des Schweikhofs, wo der Ponyhof Germann steht, soll die Landschaft unbebaut bleiben und die Biodiversität gefördert werden. Am Montag hielt der Stadtrat im Parlament an seiner Haltung fest. «Ich sehe ein grosses Partikularinteresse, was ich aber nicht sehe, ist ein grosses öffentliches Interesse an einer Umzonung», sagte die zuständige Stadträtin Christa Meier.
Die Diskussion um die Umzonung löste bei den Parteien gemischte Reaktionen aus.
Die SP war gespalten in zwei Lager. «Die einen waren der Meinung, dass das kostengünstige Angebot am Ponyhof wichtig ist und ein hohes öffentliches Interesse bestehe. Die anderen sehen die Umzonung als Widerspruch zum Raumplanungsgesetz und den Biodiversitätszielen. In ihren Augen schaffe die Zonenänderung «ein gefährliches Präjudiz», sagte Stadtparlamentarier Benedikt Zäch von der SP. Die Partei beschloss die Stimmfreigabe.
Gegen eine Umzonung sprach sich die FDP aus. «Durchaus mit schwerem Herzen», wie Stadtparlamentarierin Romana Heuberger sagte. Auch die FDP war der Ansicht, eine Umzonung sei nicht im Sinn des Raumplanungsgesetzes und das öffentliche Interesse daran zu klein. Ein grosser Fürsprecher war hingegen Die Mitte mit Kaspar Vogel. «Der Ponyhof entspricht einem Bedürfnis», war er überzeugt. Das öffentliche Interesse sei gross.
Keinen Widerspruch zum Raumplanungsgesetz hingegen sieht vordergründig der Kanton bei der Vorprüfung. Diese fiel positiv aus. Bis die Scheune aber wieder aufgebaut werden kann, brauchen die Pferdeliebhaber einen langen Schnauf. Im ersten Schritt wird der Stadtrat einen Entwurf erarbeiten, der dann öffentlich aufgelegt wird. Das Einspracheverfahren dauert 60 Tage. Anschliessend wird der Antrag bereinigt und kommt wieder ins Parlament, welches diesen absegnen muss. Danach gibt es eine Referendumsfrist von 60 Tagen. Ist diese vorüber, muss der Kanton das Projekt genehmigen. Gibt er grünes Licht, wird das Projekt erneut öffentlich aufgelegt, mit einer Rekursfrist von 30 Tagen – erst danach ist die Umzonung vollzogen. Der Ponyhof hat also noch einige Hürden vor sich, doch er darf hoffen.
Sandro Portmann
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