Irene Mazza
singt und erzählt Geschichten im Museum Schaffen.
Der 1. Mai in Winterthur war laut und bunt.
Laut, bunt und friedlich war die Demo am 1. Mai in der Altstadt. Störgeräusche gab es von Vermummten, die Hausfassaden verschmierten.
Winterthur An der diesjährigen 1.-Mai-Demo stand der Mensch im Fokus. Unter der Parole «Winti den Menschen, nicht dem Profit» zogen rund 500 Personen durch die Altstadt und demonstrierten für mehr bezahlbaren Wohnraum. «Denn Wohnen ist nicht nur ein Grundrecht. Wohnen ist ein Zuhause», wie Anna Rosenwasser in ihrer Rede sagte. Der Wohnungsmarkt in Winterthur ist ausgetrocknet, und die Mietpreise sind in den letzten Jahrzehnten stark gestiegen. Von der Steinberggasse zog der Tross gegen 11.15 Uhr zum Oberen Graben und von dort zur Stadthausstrasse, via Bahnhof in die Technikumstrasse und schliesslich zum Neumarkt, wo bei Musik und Essen gefeiert wurde.
Eingebettet in den Umzug liefen auch Vermummte aus der linksautonomen Szene mit. Sie zündeten Pyros und versprayten zahlreiche Hausfassaden mit Parolen. Laut der Stadtpolizei entstand ein hoher Sachschaden von mehreren Zehntausend Franken. Die Stadtpolizei war mit einem grösseren Aufgebot vor Ort. Sie griff während dem Marsch nicht ein. Erst bei der Feier auf dem Neumarkt nahm die Polizei drei Personen im Zusammenhang mit der Sachbeschädigung fest. «Während den Verhaftungen kam es zum Einsatz von Reizstoff», informierte die Polizei.
Das 1.-Mai-Komitee spricht im Nachgang von Polizeigewalt. «Plötzlich stürmte die Polizei in die Menschenmenge und setzte Pfefferspray sowie Schlagstöcke ein. Dabei drückte die Polizei mehrere Menschen gewaltvoll auf den Boden und hielt sie mehrere Minuten fest», so das Komitee. Acht Menschen hätten wegen des Einsatzes von Pfefferspray vom Sanitätsteam behandelt werden müssen. Auf Instagram veröffentlichte die Stapo ein Bild eines Polizisten in Uniform, in dessen Nackenschutz ein Holzsplitter steckt. «Das Holzstück blieb im Nackenschutz stecken, als einer der Demo-Teilnehmer mit einer Holzstange auf den Kollegen einschlug. Vielleicht gibt das einen Denkanstoss, warum die Polizei Pfefferspray einsetzen musste, nachdem sie von Teilnehmenden mit einer Holzstange angegriffen und mit Gegenständen beworfen worden war.»
⋌Sandro Portmann
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