Peter Widmer
und Peter Uhlmann wurden überrascht.
Reiseführer für beste Freunde: Therapeutin Vera Bürgi und ihr Hund Youma. Bild: pd
Therapeutin Vera Bürgi erklärt in ihrem Buch ihre Methode, wie die Kommunikation zwischen Hundehalter und Hund verbessert werden kann.
TierpsychologieDie Zürcher Therapeutin Vera Bürgi präsentiert am Mittwoch, 4. Oktober, ab 19 Uhr in derHundehalleNeftenbachihrBuch «Mensch, Hund!». Das Buch behandelt Themen rund um die Tierpsychologie und Tierkommunikation und gibt Hundebesitzern Ratschläge, wie sie sich besser mit ihren vierbeinigen Gefährten verständigen können. Dabei lerne man auch einiges über sich selbst.
Isabella Seemann: In den Buchhandlungen stehen regalweise Ratgeber zu Hundetraining. Wann sollte man zu Ihrem Buch greifen?
Vera Bürgi: Zum Training von Hunden gibt es in der Tat eine Fülle von Literatur. Sie hilft dem Menschen zu verstehen, was der Hund von ihm braucht. Souveränität etwa. Konsequenz. Oder Gelassenheit. Was aber, wenn der Mensch nicht in der Lage ist, ihm dies zu geben? Wer trotz aller Ratgeber Probleme mit seinem Hund hat, profitiert von meinem Buch. Es ist mit seinem frischen, menschenfreundlichen Ansatz eine ideale Ergänzung zur Hundeliteratur.
Im Zentrum Ihrer Arbeit steht das Zürcher Ressourcenmodell ZRM, ein Selbstmanagement-Training, das von der Psychologin Maja Storch an der Universität Zürich entwickelt wurde und Menschen helfen soll, in herausfordernden Situationen innere Ressourcen zu aktivieren. Wie kann dieser Ansatz denn die Erziehung des Hundes beeinflussen?
Hunde spiegeln uns Menschen. Als Meister der Körpersprache nehmen sie Signale wahr, die wir unbewusst aussenden. Wenn ich etwa bei Begegnungen mit anderen Vierbeinern meine Hündin auffordere, ruhig zu bleiben, zugleich aberinstinktiv die Leine verkürze, dann versteht sie: Es naht Gefahr! Und nimmt eine drohende Haltung ein. Mit Hilfe des ZRM kann ich meinen Verstand mit dem Unbewussten abstimmen und verfalle selbst unter Stress nicht in derlei unerwünschte Muster. Ich kann handeln, wie ich will. So löse ich innere Widersprüche auf, die den Hund irritieren.
Ziel ist also, sich selbst besser zu verstehen, um seinem Hund ein besserer Freund sein zu können. Können Sie das an einem Beispiel veranschaulichen?
Im Buch lernen wir Gioio kennen, einen American Staffordshire Terrier, der seinen Haltern mit seiner Aggressivität grosse Probleme bereitete. Alle Versuche, den Hund mit Druck zu erziehen, erwiesen sich als kontraproduktiv. Das Paar war kurz davor, Gioio aufzugeben. Doch dann half ihnen das ZRM, dem Hund mit Selbstsicherheit und Geduld zu begegnen, was dessen Verhalten markant verbesserte. Zu diesem Erfolg hat aber auch ein professionelles Hundetraining beigetragen.
Was ist für die Hundehalter am schwierigsten, wenn sie sich auf das ZRM einlassen?
Für manche mag das Eingeständnis schwierig sein, dass das eigene Verhalten den Hund daran hindern kann, ein gewünschtes Verhalten zu zeigen. Wer eigene Schritte tut, wird rascherkennen, dass derHundnicht nur unsere Unzulänglichkeiten spiegelt, sondern auch unsere Stärken.
Welchen Rat geben Sie verzweifelten Hundehaltern mit auf den Weg?
Überfordern Sie sich und Ihren Hund nicht. Tun Sie viel von dem, was gelingt und lassen Sie sich auf anspruchsvolle Situationen ein, die zumutbar sind. Vermeiden Sie aber möglichst alles, was für Sie oder Ihren Vierbeiner im Chaos enden kann. Je mehr Erfolge Sie in einfacheren Situationen haben, desto eher werden Sie auch schwierigere Momente meistern können. Im ZRM nennen wir dies das Situationen-ABC. So stellen wir sicher, dass sich neue Ressourcen im Alltag bewähren.
Gibt es problematische Hundehalter-Hunde-Beziehungen, in denen das ZRM an seine Grenzen stösst?
Nein, wenn man beachtet, dass es auf die Kombination von Training und Coaching ankommt. Dieses Zusammenspiel lehrt den Menschen, nicht nur den Hund, sondern auch sich selbst zu verstehen. Problematische Mensch-Hund-Beziehungen gehören immer auch in die Hand professioneller Hundetrainerinnen oder Hundetrainer.
Funktioniert Ihre Methode auch bei anderen Tieren, zum Beispiel bei Katzen?
«Mensch, Hund!» war ein Experiment, das aufzeigte,wie gut dasZRM in der Mensch-Hund-Beziehung funktioniert. Ob dies auch mit Katzen gelingt, die sich weniger am Menschen orientieren, gilt es herauszufinden. Zweifellos eignet sich das ZRM im Umgang mit Pferden, die als Fluchttiere besonders sensibel reagieren.
Was haben Sie beim Schreiben des Buchs über Ihre Beziehung zu Ihrem eigenen Hund gelernt?
Mir wurde noch klarer, wie klein die Nuancen in unserer inneren Haltung sind, die das Verhalten des Hundes beeinflussen. Mit eigener Gelassenheit helfe ich meiner Hündin heute noch bewusster, sich zu entspannen und sich sicher zu fühlen. Isabella Seemann/js
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