MG Grace
ist an zwei Gospelkonzerten zu hören.
Vor zehn Tagen siegte der Winterthurer BMX-Crack Filib Steiner im Dättnau unter anderem gegen den Europacup-Gesamtsieger, dieses Wochenende wird der U23-Weltmeister am Strassen-WM-Event bei der Schützenwiese unter anderem Autogramme geben. Bild: gs
BMX-Jungstar Filib Steiner ist rund um den WM-Start des Radsport-Strassenrennens in Winterthur auch als Promoter für seine Sportart unterwegs.
Velofäscht Im letzten Februar wurde BMX-Athlet Filib Steiner zum Winterthurer Sportler des Jahres gekürt. Nach dem Gewinn des U23-Weltmeister-Titels in Glasgow im Jahr davor eine weitere Krönung. Seit diesem Jahr startet der 20-Jährige in der Elite-Kategorie im BMX-Weltcup und setzt sich für seinen Club Powerbike Winterthur auch immer wieder für die Nachwuchsförderung ein. Dies auch am kommenden Wochenende im Rahmen des Velofäschts (siehe Seite nebenan).
Erstmals gingen Sie in dieser Saison bei den «Grossen» im BMX-Weltcup an den Start: ein grosser Sprung?
Filib Steiner: Natürlich war es eine grosse Umstellung und dies mit entsprechenden Startschwierigkeiten. So schied ich am Weltcup in Neuseeland im Februar an beiden Renntagen in der Vorrunde aus. Ich hatte mir selbst zu viel Druck gemacht und konnte mich so nicht auf das Fahren an sich konzentrieren. Dank Mentaltraining gelang es mir danach, mich besser vorzubereiten. An den Weltcups in Australien kam ich so prompt in den Viertel- und Halbfinal. Gleiches zuletzt auch in den USA. Die kontinuierliche Steigerung gipfelte in meinem ersten Elite-Final an der Europameisterschaft, wo ich schliesslich guter Siebter wurde. Auch wenn ich an den Olympischen Spielen in Paris als Ersatzfahrer nicht zum Einsatz kam, so war das dennoch mein Saisonhöhepunkt. Ich konnte die Spiele ohne Druck geniessen und vieles mitnehmen.
Was sind Ihre nächsten Ziele?
Für nächste Saison ist das Ziel, dort weiterzumachen, wo ich jetzt am Ende der Saison stehe, mich weiter zu steigern und wenn möglich meinen ersten Finallauf eines Weltcup-Wettbewerbs zu erreichen. Längerfristig ist natürlich die Olympiateilnahme als «richtiger» Fahrer ein grosses Ziel.
Als U23-Weltmeister im Strassenradrennsport hätten Sie (zumindest finanziell) ganz andere Perspektiven, haben Sie auf das falsche Pferd gesetzt?
Als ich mit fünf Jahren mit dem BMX-Racing begann, machte ich es wegen dem Spass. Ich dachte da noch keineswegs daran, diesen oder irgendeinen Sport auf Leistungsebene zu betreiben. Als ich später anfing, mich über Studiengänge und die Karriere nach der Karriere zu informieren, dachte ich mir oft, dass es schön wäre, mit Sport mein Leben zu finanzieren. Ab einem gewissen Niveau geht das schon auch mit dem BMX-Racing. Nach der Karriere bleibt dann aber nicht mehr viel übrig. Ich investiere bestimmt gleich viel wie Sportler aus bekannten Disziplinen. Das BMX-Racing hat aber nicht viele Gemeinsamkeiten mit dem Strassenrennsport. BMX ist ein Sprintsport, und auf der Strasse geht es um Ausdauer. Dann denke ich aber wieder, dass ich dort am erfolgreichsten bin, wo es mir auch am meisten Spass macht. Solang ich nicht aus Spassgründen auf die Strasse möchte, haben meine Gedanken an einen Wechsel eher nur monetäre Hintergründe.
Auch um Ihre faszinierende Radsportart populärer zu machen, sind Sie BMX-Botschafter am Velofäscht. Was braucht der BMX-Sport, um nicht mehr als Randsportart zu gelten?
Die Chance zu haben, den BMX-Sport am Wochenende auf dieser grossen Bühne zu repräsentieren, ist mir eine Ehre. Ich denke, dass es bestimmt nicht an der Action liegt. Jeder, der den BMX-Sport kennenlernt, findet es spannend zuzuschauen. Vermutlich müsste eine bessere Verbindung zwischen dem Publikum und dem Sport geschaffen werden. Unter dem Helm erkennt man die Athleten nicht, und deshalb ist eine Community neben der Rennpiste bei uns sehr wichtig. Eine grosse Chance wären die Medien und grosse Sponsoren, die den Sport bekannter machen könnten. Eine andere Möglichkeit sind die sozialen Medien. Darin investiere ich seit ein Paar Monaten viel.
Mit einem Pumptrack werden Sie auch am Velofäscht versuchen, die Kinder für BMX zu begeistern.
Genau, denn BMX-Racing ist ein Sport, den man nicht bis in hohe Alter betreiben kann. Man wird mit dem Alter weniger explosiv, und die Risikobereitschaft nimmt auch irgendwann einmal ab. Daher muss man Kinder dazu bringen, den Sport zu betreiben, dranzubleiben und nach ihrer Karriere dem Sport vielleicht auch in einer anderen Funktion treu zu bleiben.
Sie nahmen schon im Kindesalter an BMX-Weltmeisterschaften teil. Eine WM in unserem Land würde Ihrer Sportart bei Gross und Klein mächtig Auftrieb geben, vielleicht gar dereinst in Winterthur?
(Lacht) Dafür bräuchte es erst eine WM-taugliche BMX-Anlage bei uns. Daran arbeitet aber Powerbike Winterthur bereits. Momentan sieht es aus, als käme eine neue Bahn frühestens 2028 infrage. Eine WM abzuhalten, wäre aber eine sehr grosse Nummer. Da bereits Kinder ab acht Jahren daran teilnehmen dürfen – WM-Titel gibt es allerdings erst ab der Juniorenstufe – nehmen extrem viele Fahrer und Fahrerinnen teil. Für mich war das als Kind ein enormes Highlight. Mit 10 Jahren war ich an meiner ersten WM in Rotterdam und mit 12 sogar in Kolumbien.
Mit welchem Strassenradprofi kämen Sie am nächsten Sonntag am liebsten ins Gespräch?
Bei den Schweizer Radsportlern kennt man sich auch über die eigene Disziplin hinaus, da wir mit dem Verband jährlich einen gemeinsamen Event haben. Mit einem Schweizer Radprofi wird hoffentlich bald ein Youtube-Video erscheinen, darauf bin ich selber auch sehr gespannt. Gefilmt wird aber erst nach der Strassen-WM. Ein grosser Fan von einem bestimmten Fahrer bin ich nicht.
Wo trifft man Sie am Wochenende am Velofäscht an?
Ich werde am Samstag von 12 bis 12.30 Uhr am Powerbike-Stand Autogramme verteilen. Am Sonntag werde ich ebenfalls für eine halbe Stunde dort sein, von 10.45 bis 11.15 Uhr, also zwischen dem Start der Elite-Profis und deren zweiter Durchfahrt durch Winterthur. ⋌
Interview: George Stutz
Mehr Informationen:
www. fs-collective.ch
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