MG Grace
ist an zwei Gospelkonzerten zu hören.
Wolfgang Weigand und seine Frau Carla Soldato leiten das Café Goodbye. Bild: spo
Wenn das Café Goodbye seine Tür öffnet, werden teilweise schwere Themen besprochen. Das heisst aber nicht, dass die Stimmung nur ernst ist.
Austausch Einsamkeit, Tod und Ängste: Die Themen wirken schwer, die der Veranstaltungsreihe «Café Goodbye» den Rahmen geben. Doch der erste Eindruck täuscht, wie Wolfgang Weigand sagt, der das Café Goodbye mit seiner Frau Carla Soldato führt. «Es wird viel gelacht, der Austausch hat überhaupt nichts Schweres. Es ist ein zensurfreies Sprechen über ein vorgegebenes Thema.» Weigand ist freischaffender Theologe und begleitet seit über 30 Jahren Menschen in der Trauerphase und beim Abschiednehmen. Soldato ergänzt als Dozentin und Erwachsenenbildnerin. «Wir gehen jedesmal erfüllt nach Hause, da ist nichts von einer depressiven Stimmung», sagt sie. Beide moderieren die Veranstaltung.
«Ich habe erlebt, dass viele Leute Fragen zum Tod haben. So ist die Idee von einem offenen Gesprächsraum entstanden», so Weigand. Das entspricht einem Bedürfnis. Zwischen 30 und 80 Menschen von Jung bis Alt haben die beiden diesjährigen Veranstaltungen besucht, die jeweils im «Lokal» im Zeughausareal stattfinden. Im ersten Café Goodbye dieses Jahres im April tauschten sich die Besucher zum Thema «Wo befindet sich der ideale Ort, um unbeschwert zu sterben» aus. Im Juni ging es rund um das Thema «Leben mit der Einsamkeit» und am 22. September heisst es dann: «Digitaler Nachlass – Passwörter und Ähnliches nicht ins Grab mitnehmen». Die Treffen finden jeweils am Sonntagmorgen um 9.30 Uhr statt.
Das Café Goodbye sei kein Trauercafé. Im Vordergrund stehe der Austausch. «Das Café Goodbye ist interaktiv und unkompliziert. Es gibt den Teilnehmenden neue Anregungen zu sensiblen Fragen. Wir erleben immer wieder positive Überraschungen», sagt Soldato. Und so läuft das Café Goodbye ab: Begonnen wird meist mit einem Gedicht. Es folgt eine Vorstellung des jeweiligen Gastes. Dieser steht dann etwa eineinhalb Stunden zu seinem Fachgebiet im Austausch mit den Teilnehmenden. Der Anlass wird schliesslich von den beiden Moderatoren abgerundet. Eine gute Vorbereitung auf den Tod sei Friedensarbeit, sind sich die beiden einig. «Es entlastet die Angehörigen», sagt Soldato. Sie rät dazu, schwierige Entscheidungen zu Lebensfragen dann zu treffen, wenn es gut läuft. «Solche Entscheide soll man aus der Fülle machen, nicht aus der Not», sagt sie.
Am Sonntag, 22. September, spricht der ehemalige Wirtschaftsökonom und Kaderinformatiker Gerhard Flury zum Thema digitaler Nachlass. Weigand weiss aus seinem persönlichen Umfeld, wie schwierig es selbst mit einem Totenschein ist, auf die digitalen Konten oder E-Mails zuzugreifen. «Im Zusammenhang mit dem Tod gibt es viel zu regeln. Früher hatte man die Unterlagen alle in einem Ordner, heute haben die Menschen 50 bis 100 Online-Adressen und Passwörter», so Weigand. Wer hier seinen Nachkommen Orientierung bieten will, der bereitet sich heute schon vor.
⋌Sandro Portmann
Weitere Infos unter:
www.abschiedsfeiern.ch
Lade Fotos..