Johnethen Fuchs
präsentiert seine neue Single im Café Kunterbunt.
Statt Mathe und Deutsch: An der Kanti Büelrain fand am Dienstag der zweite Klimatag statt. Ein Einblick und viele Denkanstösse.
Nachhaltigkeit Während die einen Schülerinnen und Schüler einfach froh waren, dass der reguläre Unterricht ins Wasser fiel wie der diesjährige Sommer, freuten sich die anderen über neue Denkanstösse. Zum zweiten Mal führte die Kantonsschule Büelrain am vergangenen Dienstag, 9. Juli, den Klimatag durch. 28 Workshops boten den 800 Schülern die Gelegenheit, sich in ein Thema zu vertiefen. Etwa die Hälfte der Workshops wurden im Schulhaus durchgeführt, andere führten bis nach Zürich, wo etwa ein Zoomitarbeiter zum Thema «Biodiversität als Grundlage des Lebens» sprach. Artenvielfalt gibt es aber auch hier. Ein Vorzeigeprojekt in Sachen Biodiversität befindet sich in Wülflingen. Beim Totentäli hat die Stadt ein 54 Hektaren grosses Biodiversitätsgebiet geschaffen. An einer Führung konnten die Jugendlichen dies hautnah erleben. Weitere Stationen waren etwa die Kläranlage, die Recyclingstelle Maag oder Stadtwerk.
Der Themenfächer war breit, er reichte von Upcycling bis zur erneuerbaren Stromproduktion und von Foodwaste bis zu nachhaltigen Finanzinvestments. Grosse Ideen wurden im Workshop «Das Klimakässeli für ein wirkungsvolles Klimaprojekt plündern» ersonnen. Heiss diskutiert wurde beispielsweise das Thema Abfall. «Der Abfallkübel in den WC-Anlagen ist schon am Mittag proppenvoll. Ist das Trocknen der Hände mit warmer Luft eine Alternative?», war eine von vielen Fragen im Raum. Die Lancierung eines fleischlosen «Falafel-Freitags» mit günstigeren Preisen für Studenten eine andere.
Zwei Zimmer daneben schrieben Jugendliche verschiedene Wörter an die Wandtafel: Krieg, Fast-Fashion oder Kinderarbeit steht da. Der Lehrer hatte die Schüler gebeten, aufzuschreiben, was ihnen zum Thema Menschenrechte in den Sinn kommt. «Menschenrechtsverletzungen und Klimawandel», lautete das Thema dieses Workshops. Im Raum nebenan wurde über das Fliegen debattiert. Es wurde der Frage nachgegangen, wie viel das Fliegen im Vergleich zu unserem sonstigen Verhalten ausmacht. «In der Schweiz sind wir beim Klima gar nicht so aktiv, weil wir vom Klimawandel gar nicht so betroffen sind. Uns fehlt das grundsätzliche Verständnis», sagte einer der Schüler. «Das Handeln der kleinen Schweiz macht gar nicht viel aus. Wir können mehr bewegen, wenn wir unsere finanziellen Mittel in die Forschung investieren», fand ein anderer.
Die Kanti Büelrain erhielt am 9. September 2021 als erste Kantonsschule das Zertifikat «Klimaschule» der Klimaschutzorganisation Myblueplanet. Mittlerweile sind 41 Schulen zertifiziert, das Büelrain ist aber nach wie vor das einzige zertifizierte Gymi. Um das Label zu erhalten, müssen zehn Kriterien erfüllt sein, dazu gehören die Förderung klimafreundlicher Ernährung, die Reduktion des Energieverbrauchs und die Schaffung eines Klimarats. Einen solchen hat Büelrain seit 2019. Heute engagieren sich acht Schüler und sechs Lehrpersonen im Klimarat. Herz und Kopf des Schüler-Klimarats ist Liv Herzog. Am Klimatag hat sie Bienenwachstücher hergestellt. «Der Klimatag ist eine mega coole Chance, Projekte entstehen zu lassen. Wir bewegen zwar nicht die Welt, aber wenn mehr Schulen mitmachen, dann hat das eine Wirkung, und wir können tatsächlich etwas bewegen», erklärte Herzog. Das sieht auch Mattia Zanoli so, er ist ebenfalls im Klimarat. «Ich bin kein Vegetarier und kein Veganer, aber ich will etwas bewirken. Wir leben privilegiert, es liegt in unserer Verantwortung, etwas zu tun», sagte er.
Laut Rektor Martin Bietenhader ist man bemüht, das Thema Klima in allen Unterrichtsfächern zu behandeln. «Man denkt beim Klima in erster Linie an Biologie, aber es ist auch ein Schwerpunktfach in Wirtschaft, wo wir etwa die Rendite unserer Fotovoltaikanlage berechnen», so der Rektor. Es ginge ihm nicht ums Missionieren. «Wir retten die Welt ja nicht, unser Handeln beschränkt sich auf einen kleinen Bereich. Aber ich will der jungen Generation Denkanstösse mitgeben für das eigene Handeln», so Bietenhader.
⋌Sandro Portmann
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