Lilly
und Co. sind zum Hundeschwimmen in die Badi Töss geladen.
Nicht nur Italien, Spanien oder Frankreich sind Trüffelregionen. Hunde wie der 4-jährige Pepe erschnüffeln unterirdische Pilze auch rund um Winterthur.
Spürnase «A terra», befiehlt Therese Strübi, später «piede». Sie erklärt, weshalb sie ihrem Vierbeiner im Alltag italienische Befehle erteilt: «Die Kommandos, die wir bei Pepe benutzen, tönen italienisch, sind aber von den 30 Begriffen der Blindenführhunde-Sprache abgeleitet. Da Charlys Mutter im Alter unter diversen Augenkrankheiten litt und fast vollständig erblindet war, hatte sie bis zu ihrem Eintritt ins Pflegeheim einige Jahre Blindenführhunde, die Kommandos waren uns somit geläufig.» Pepe legt sich kurz auf den Waldboden, dann läuft er brav auf Höhe von Frauchen und Herrchen in Richtung einer Lichtung mit Weitblick auf Winterthur. «Wir sind lange nicht die einzigen Trüffelhundebesitzer, daher geben wir unsere Suchgebiete auch nicht gleich allen bekannt», lacht Charly Strübi spitzbübisch, während er ein Kistchen mit kleinen Trüffeln aus seiner Hosentasche klaubt und seinem Hund an die Nase hält. Ob sie denn richtiggehend von Konkurrenz sprechen würden? Beide winken ab. «Es gibt schon welche, die auch hier in der Region mit Trüffeln einen Zusatzverdienst generieren und Restaurants oder Gourmetläden beliefern. Uns geht es aber primär um die Arbeit mit unserem Hund und damit um unser gemeinsames, erfüllendes Hobby. Natürlich haben wir primär Freude, unsere eigenen Sommer-, Herbst- oder Wintertrüffel beispielsweise in einem feinen Risotto zu geniessen, machen aber befreundeten Trüffelliebhabern auch gerne mal ein kleines Geschenk. Erhalten wir dann ein Bild eines herrlichen Tellers Trüffelrisotto oder Nüdeli mit Trüffeln, freut uns das sehr», sagt Therese Strübi.
Ein Australian Labradoodle stand schon länger auf der Hunde-Wunschliste der Strübis. Der Zufall wollte es, dass sie im Dezember 2019 Pepe kennen lernen durften – es war Liebe auf den ersten Blick. Noch im gleichen Monat wurde er, der nebst Labrador- und Pudel- auch noch Cocker- und Water-Spaniel-Gene in sich trägt, neues Familienmitglied.
Die Strübis besuchten mit ihrem jungen Hund zuerst einen Welpenkurs, eine Grundausbildung in der Waldhundeschule. 2021 wurde mit Hundeausbildner Urs Seiler die Trüffelnase geschult. Bis Pepe im August 2023 erstmals an einem neuen Ort einen Trüffel aufspürte, war viel Training, unter anderem mit einer Hundeausbildnerin, angesagt.
Parallel zu Pepes Ausbildung lernten die Eltern dreier erwachsener Kinder viel über die in der Schweiz wachsenden Trüffel. Zum Verzehr kennt man den Sommertrüffel (Tuber aestivum vitt), er gehört zu den «Schwarzen Trüffeln» ist innen hell marmoriert und sehr mild im Aroma. Diesen findet man aktuell, später ist es der Schweizer Herbsttrüffel, auch Burgundertrüffel genannt. Letzterer gedeiht im Kalkgebiet, in durchlässigen Böden, in Symbiose mit Rotbuchen, Hainbuchen, Eichen, Hasel und Linden. Der «Weisse Trüffel», auch «Herrentrüffel» (Tuber Magnatum Pico) genannt, kommt hingegen nicht bei uns, sondern in Italien (im Piemont, aber auch in der Toscana, den Marken), in Kroatien, Serbien, Slowenien und in Frankreich vor.
«Um die Trüffel bis 30 Zentimeter unter der Oberfläche aufzuspüren, braucht es einen Geruchssinn mit über 200 Millionen Riechzellen, der bis 100-mal so gut riechen kann wie der menschliche», weiss Charly Strübi. Er liegt gerade auf dem Bauch und gräbt dort, wo Pepe mit Scharren begonnen hatte, mit einer kleinen Schaufel ein Loch. Tatsächlich hebt Strübi einen eiergrossen Trüffel aus. «Sind die Trüffel kleiner, kann es durchaus einmal sein, dass Pepe ihn gleich selbst verschlingt – wir haben nicht nur einen Trüffel-, sondern auch einen Gourmethund», lacht er, während er das Loch wieder schliesst. «Das ist wichtig, damit der Boden und das Mycel nicht leiden, alles intakt bleibt und sich erneut Trüffel bilden können», so Charly Strübi. Natürlich wird Pepe von Herrchen und Frauchen mit einem Hundeguetzli, etwas Wasser und lobenden Worten belohnt. «Manchmal packt es einen schon so, dass man gerne noch den einen oder anderen weiteren Knollen finden möchte. Da kann aber die Laune Pepes einen Strich durch die Rechnung machen. Wenn er nicht mehr will oder durch einen anderen Hund zu sehr abgelenkt wird, dann ist das eben so, und das ist auch gut so», meint Therese Strübi, während ihr Mann den heutigen Fund nicht ohne Stolz ins weisse «Trophäen»-Säckchen legt. ⋌George Stutz
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