MG Grace
ist an zwei Gospelkonzerten zu hören.
«Es ist ein Kompass», sagt Stadträtin Christa Meier zum Richtplan. Sie stellte ihn mit Mike Künzle und Stefan Fritschi vor. Bild: js
Im neuen Richtplan zeichnet der Stadtrat seine Vision von Winterthur in der Zukunft. Ein Schwerpunkt liegt bei den Fussgängern.
Städtebau Winterthur hat einen «Plan der Pläne». So nannten die Stadträte den neuen Richtplan, den sie am Montag den Medien vorstellten.«Es ist nicht nur einfach eine Karte, es ist ein Kompass», sagte Stadträtin Christa Meier, Vorsteherin Departement Bau und Mobilität. Ein Kompass, nach dem sich Winterthur in allen Bereichen der Stadtplanung ausrichtet. Im Masterplan, wie der Richtplan auch genannt wird, laufen die Fäden aus allen Departementen zusammen. So erstaunte es nicht, dass gleich drei Stadträte den neuen Richtplan vorstellten. Die Ideen darin sind allerdings nicht neu. Sie bauen auf dem Raumplanungspapier «Winterthur 2040» auf, das 2021 als Kompass der künftigen Stadtentwicklung vorgestellt wurde. So rückt auch der Richtplan Themen wie Verlagerung des Verkehrs, Verdichtung oder Fünf-Minuten-Stadt in den Fokus. Vermeidbarer Verkehr Winterthur wächst. Jährlich gewinnt die sechstgrösste Schweizer Stadt tausend neue Einwohner. Prognosen gehen davon aus, dass 2040 rund 135 000 Personen in Winterthur leben. «Wir werden oft gefragt, warum wir denn unbedingt wachsen wollen.Ob wir nun wachsen wollen oder nicht, spielt eigentlich keine Rolle. Für uns ist entscheidend, dass wir ein qualitatives Wachstum haben», sagte der Stadtpräsident Mike Künzle. Winterthur habe eine ausgezeichnete Lebensqualität und der Richtplan soll dafür sorgen, dass dies weiterhin so bleibt. Mit der Einwohnerzahl wächst auch der Druck auf die Strasse. Wie andere Städte, so ächzt auch Winterthur unter dem Strassenverkehr. Besonders zu Spitzenzeiten steht dieser still. Der neue Kompass der Stadt zeigt hierin Richtung Umverteilung des Verkehrs auf ÖV, Velo und auf die Füsse. «Das Strassennetz ist heute schon an seiner Grenze. Ein Umstieg ist absolut notwendig», sagte Christa Meier.Das Problem sei hausgemacht. «Vier von zehn Fahrten auf dem Stadtgebiet betreffen den Freizeitverkehr.» Wobei zehn Prozent aller Fahrten der Stadtbevölkerung kürzer als ein Kilometer seien und rund die Hälfte aller Fahrten kürzer als fünf Kilometer. «Hier haben wir eine grosse Chance, den Verkehr zu verlagern. Fünf Kilometer sind mit dem E-Bike problemlos machbar», ergänzte Stefan Hug, Leiter Abteilung Mobilität der Stadt Winterthur. Die Priorisierung von ÖV, Velo und Fussgängern ist auch Teil der Strategie, um das Klimaziel Netto-null bis 2040 zu erreichen. Ein Umstieg auf Elektroautos alleine reiche nicht aus, wie Meier sagt. «Die Fahrten müssen markant sinken, sonst erreichen wir die Klimaziele nicht.» Das Ziel sei eine Halbierung des Autoverkehrs von heute 42 Prozent auf 20 Prozent im Jahr 2040. Verschiedene Massnahmen wie der Ausbau des ÖV-Taktes oder der Einsatz von Doppelgelenkbussen sollen diesen Wandel unterstützen. «Das Buspotenzial ist noch lange nicht ausgeschöpft»,heisst es von der Stadt Winterthur dazu. Komfortabler zu Fuss unterwegs Eine Massnahme, die auch den Verkehr minimiert, ist die sogenannte Fünf-Minuten-Stadt. Laut dieser Strategie sollen die Quartiere gestärkt werden. «Im Radius von 500 Metern befindet sich alles, was es für den Alltag braucht», heisst es dazu. Sei das der Einkauf von Lebensmitteln oder der Weg zum Zahnarzt. «Die Fünf-Minuten-Stadt bedingt eine grosse Dichte. In diesem Sinne ist das Wachstum nicht nur schlecht», sagte Stadtbaumeister Jens Andersen. Mit der «Stadt der kurzen Wege» erhält der einzelne Fussgänger bei der Stadtplanung mehr Gewicht. Der Stadtrat sprach von einem Fussgängerteppich. «Es geht um eine Grundhaltung, dass die Fussgänger komfortabler durch die Stadt kommen», so der Stadtpräsident. Verschiedene Massnahmen sollen die «Durchwegsamkeit» erhöhen. «Ein konkretes Beispiel ist die Situation am Obertor, wo heute nur ein Weg ins Areal führt. Die Leute müssen in der Altstadt aber durchlaufen können», so Künzle weiter. Analog zur Altstadt wird auf dem Stadtgebiet eine Netzdichte von Wegverbindungen im 100-Meter-Raster angestrebt. «Im übrigen bebauten Gebiet wird eine Netzdichte von 200 Metern angestrebt, Lücken im Fusswegnetz sollen geschlossen werden», heisst es in der Erläuterung zum Richtplan. Sechs Schwerpunkt-Areale Weiterhin hält der Richtplan am urbanen Rückgrat entlang der Hauptverkehrsachsen fest. Dieses erstreckt sich von Winterthur Süd zur Zürcherstrasse, zum Bahnhofareal und dem Wissensquartier bis zur Grüze nach Oberwinterthur. «Hier darf sich Winterthur in die Höhe strecken. Das erlaubt, den Druck in anderen Quartieren zu dämpfen»,führte Künzle aus. Rund 60 Prozent des Wachstums bis 2040 sollen innerhalb des Rückgrats stattfinden. Der Richtplan ist ein behördenverbindliches Arbeitsinstrument für Verwaltung und Politik. Noch bis am 27. November liegt er öffentlich auf. Während 60 Tagen können Parteien, Verbände, Vereine, aber auch Privatpersonen und Firmen Einsprache erheben. Online ist der Plan einsehbar unter stadt.winterthur.ch. Sandro Portmann
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