Jorge Oswald
ist Filmemacher, sein Road-Movie kommt ins Kino.
George Stutz, Redaktor
Lese ich über die vielen städtischen Verkehrs(ver)planungen – wie neulich über die geplante flächendeckende Blauzone – dann stelle ich mir eine Abteilung im Tiefbauamt vor, die nur darauf aus ist, weiter am «Autos weg»-Schräubchen zu drehen. In meiner Fantasie trifft sich diese Gruppe immer montags zum Brainstorming in Frau Meiers Büro. «Stellt euch vor, ich konnte in der Nacht auf Sonntag auf der Seenerstrasse mit knapp 50 km/h durchfahren», meldet sich A.B. «Das geht gar nicht!», entrüstet sich die Chefin. Seither schaltet jenes Signal beim Tenniscenter Grüze auch tief in der Nacht ohne System und Sinn auf Rot und das Fahren im Kreisel ist auf 30 km/h begrenzt. Die adrette M.C. streckt auf: «Zwei Autos mit TG-Kennzeichen standen heute Morgen in Oberi in der weissen Zone, meine Freundin hat dies auch in Töss beobachtet.» Die Angesprochene nun mit rotem Kopf: «Diese Pendler stellen alles zu. Wir übermalen gleich alles blau. Sollte es Rekurse geben, haben wir ja noch etwas weisse Farbe. Bei 1,2 Mio Franken Gesamtkosten fürs Überpinseln kommts auf ein paar Fränkli zusätzlich nicht mehr an.» Die Reihe ist nun an X.Y. «Immer wenn ein Poller auf der Stadthausstrasse umgefahren wird, kriege ich von Kollegenentsprechende Fotos und Kommentare. Sie wissen, dass ich daran mitgeplant hatte. Können wir diese Übung nicht abbrechen, ich hätte meine Ruhe und wir kommen einem schweren Unfall, etwa mit Velofahrern, zuvor?» Jetzt «lupft» es der Leiterin den Hut: «Das wäre ein Fehlplanungsgeständnis unsererseits, das können wir uns nicht leisten!» Dann meldet sich Lehrling S.K : «Nervig – mein Töffli läuft 45 km/h und doch werde ich auf der Auwiesen-/Untere Vogelsangstrasse von Autos überholt, könnten wir da nicht auch auf 30 runter?» Die Chefin überlegt, wie viel Freizeit sie auf ihrem ein paar hundert Meter langen Weg im schicken Cabrio von der Genossenschaftswohnung zum Tenniscenter verlieren würde und meint ziemlich hastig, noch ehe eine Entscheidung gefallen ist: «Sitzung für heute geschlossen!»
Zurück aus der Fantasie frage ich mich, wie es dazu kommt, dass ein Departement bzw. dessen Leiterin solch eigenmächtige, kostspielige und fragwürdige Entscheide treffen kann. In der Juso-Sprache ausgedrückt ist das für mich einfach nur «steuergelderkriminell!»
Super geschrieben und so richtig auf den Punkt gebracht..aus meinem Herzen gesprochen.. Wenn es nicht so traurig wäre, wäre schon zum lachen.. Weiter so...
Marco antwortenLade Fotos..