Es gibt so viel auf der Welt, das ich nicht verstehe. Die US-Wahlen zum Beispiel oder wenn jemand unter sein Nutella zusätzlich Butter aufs Brot streicht. Aber auch die Jugendsprache löst bei mir hin und wieder Kopfschütteln aus. Furchtbar finde ich Ausdrücke wie «Digga» oder «Alter». Das sind, auch wenn es auf den ersten Blick nicht so aussieht, durchaus freundlich gemeinte Ausdrücke, die zur Begrüssung oder als Zwischenruf verwendet werden können. Aber ich muss ja auch nicht alles verstehen, was da auf der Welt passiert. Wir hatten auch unsere Jugendwörter, also versuche ich das ganz chillig zu sehen. Und während ich so den Kopf schüttle, macht plötzlich alles Sinn. Die Ausdrücke der Jugend spiegeln die Welt treffender wider als jeder «National Geographic»-Artikel. Tatsache ist: Die Menschen werden immer älter, aber auch immer dicker. Es ist also nur logisch, sprechen sich die Jungen heute mit «Alter» und «Digga» an, es ist einfach der Zeitgeist. Zuversicht gibt mir, dass da auch Wörter wie «Lauch» fallen. Das nicht besonders nett gemeinte Wort soll jemanden beleidigen. «Loser» hätten wir wahrscheinlich früher gesagt. Aber auch Lauch trifft den Nagel auf den Kopf. Denn die Zahl der Vegetarier in der Schweiz wächst kontinuierlich. Eine kürzlich publizierte Studie zeigt, dass die Zahl in den letzten fünf Jahren um 40 Prozent angestiegen ist. Heute leben etwas über fünf Prozent der Schweizerinnen und Schweizer vegetarisch. Aber es funktioniert ja vielleicht auch andersherum. Die Wörter müssen nicht unbedingt die Welt beschreiben, sie könnten ja auch die Welt verändern. Darum mache ich hier zwei Vorschläge für neue Jugendwörter. Wie wäre es mit «Wintzer», einem Kofferwort aus Winterthur und Winzer, als einem positiven Ausdruck für jemanden, der mit Leidenschaft etwas erschafft. Oder der Ausdruck «Schtöss» (Verkürzung aus «Es isch Töss»), um eine wundervolle Vielfalt zu beschreiben. Genug fabuliert, die US-Wahlen holen mich zurück. Das Kopfschütteln bleibt.