Maria Wegelin gibt ihre politischen Ämter ab

Weil sich die SVP-Präsidentin nicht klar von Rechtsextremismus distanzierte, wurden Rücktrittsforderungen laut

Der Druck wurde zu gross: An einer ausserordentlichen SVP-Sitzung hat Maria Wegelin ihre Ämter als Präsidentin und als Stadtparlamentarierin abgelegt.

Politik Sie hätte besser geschwiegen, waren sich alle Parteien am vergangenen Montag im Winterthurer Stadtparlament einig. Doch Maria Wegelin (44) nutzte das Wort für eine flammende Verteidigungsrede. Sie fühlte sich zu Unrecht am Pranger und holte zu einem Rundumschlag aus, bei dem sie linke Medien und ebensolche Politiker scharf kritisierte. Es war eine Verteidigungsrede, die eigentlich niemand hören wollte. Das einzige, was von Wegelin seit Wochen gefordert wird, ist, dass sie sich von Rechtsradikalismus abgrenzt. «Eine Entschuldigung oder Abgrenzung von Rechtsradikalen sieht anders aus. Das fordern wir weiter ein», sagte Annetta Steiner von der GLP nach Wegelins Rede. Darin war man sich von links bis rechts einig. «Der Hauptvorwurf ist fehlende Einsicht», sagte Urs Hofer von der FDP. «Man gibt auch nicht einem Scharfschützen einfach mal ein Gewehr und schaut, was er damit macht.» Wegelin – seit 2019 Präsidentin der SVP Winterthur – steht in der Kritik, weil sie für den Wahlkampf in den Nationalrat Mitglieder der «Jungen Tat» engagierte. Die beiden Anführer der militanten Bewegung betreuten ihre Social-Media-Accounts und produzierten Wahlvideos. Die beiden Männer sind wegen Rassendiskriminierung verurteilt. «Weitere Strafverfahren laufen noch», schreibt der Blick.

Marco Graf neuer Präsident

Wegelin verteidigte das Engagement und verpasste es, sich zu distanzieren. «Ich habe nicht mit der ‹Jungen Tat› zusammengearbeitet, sondern eine Firma angestellt, die für mich den Social-Media-Wahlkampf gemacht hat», verteidigte sie sich noch am Montag. Am Dienstagabend trat sie an der ausserordentlichen Versammlung der SVP im Rössli in Seen von ihren Ämtern zurück. Ihr Nachfolger als Präsident der SVP Winterthur wird Marco Graf aus Stadel. Graf ist 40 Jahre alt, verheiratet und Vater zweier Kinder. Er ist KMU-Unternehmer und führt als Inhaber einen Maschinenbaubetrieb. Er ist Vorstandsmitglied der SVP-Sektion Oberwinterthur. Manuel Zanoni wurde neu in den Vorstand gewählt. Er wird Vizepräsident.

Sandro Portmann