Gianluca Ogi
will sich in der Swiss League etablieren.
Die Idee vom See in Oberseen ist nicht neu. Künstler Erwin Schatzmann hatte den Standort bereits 2011 im Auge. Aber es gibt Kritik.
Freizeit Winterthur darf wieder träumen. Während die Temperaturen diese Woche mehrmals die 30-Grad-Marke knackten, sitzt der Baubiologe Bosco Büeler an den Plänen, in Oberseen einen See zu realisieren. «Kein Weiher, ich spreche von einem künstlich angelegten Badesee», sagt er im Gespräch. Hier in Oberseen, gleich neben dem Sekundarschulhaus, könnte dereinst ein 350 Meter langer und 250 Meter breiter See zum Baden und Abkühlen einladen. Die Vorteile des Standorts: Das Gebiet ist gut mit dem ÖV erschlossen und dank der Nähe zur Schule ist viel an Infrastruktur wie Duschen und Garderoben bereits vorhanden. Baubiologe Büeler geht zudem davon aus, dass es Bodenschätze wie Kies hat. «Damit ist das Projekt schon so gut wie finanziert.»
Neu ist die Idee von einem See an diesem Standort nicht. Nachdem die Winterthurer Stimmbevölkerung das Projekt Waldeggsee 1999 an der Urne verworfen hatte, brachte der Vater der Initiative, der Künstler Erwin Schatzmann, 2011 sieben andere Standorte für einen See zur Diskussion. Darunter auch ebendiesen Standort neben dem Schulhaus Oberseen. «Ich begrüsse es, wenn die Idee weiterverfolgt wird. Es ist wünschenswert, wenn jeder Stadtteil Zugang zu einer Wasserfläche hat», so der Künstler. Gerade die gute Erreichbarkeit sei hier ein Vorteil. Ein See im Quartier sei eine Aufwertung. «Nicht nur für die Menschen, auch für die Tiere und Immobilien.» Er sei gespannt auf den Projektverlauf, halte sich aber im Hintergrund. «Ich habe meine Schuldigkeit getan, aber bin da, wenn ich weiterhelfen kann», so Schatzmann.
Tatsächlich gab es hier schon mal einen See. Dies zeigt ein Blick auf die historische Karte des Kantons Zürich von 1851. Die sogenannte Wild-Karte entstand in acht Jahren unter der Leitung von Johannes Wild.
Das Land gehört Fritz Imhof. Der langjährige Präsident der Flurgenossenschaft Seen hat wenig Verständnis, dass die Idee nicht vorher mit ihm abgesprochen wurde. «Wenn man schon Traumschlösser baut, kann man doch mit dem Besitzer des Landes reden», sagt er. Von den Plänen hält er nichts. Der See werde am falschen Ort geplant. Besser sei die Lage ein paar hundert Meter östlich in Richtung Felsenhof entlang der Gotzenwilerstrasse. Dieses Land ist im Besitz der Stadt. «Die anlägige Wiese eignet sich besser für die Liegewiesen als neben dem SBB-Gleis. Und die Wasserzufuhr via Chrebsbach ist hier einfacher umzusetzen. Sonst wird der See verschlammen», so Imhof. Denn: «Die unterirdische Wasserquelle, von der Bosco Büeler spricht, ist keine. Es handelt sich um eine Drainage zur Entwässerung.»
Kritisch sieht er auch die Aussage Büelers wegen den Bodenschätzen. Zwar wurden im Gebiet einst Ziegel hergestellt, was sich heute noch im Flurnamen Ziegelhütte widerspiegelt. Aber: «Der Lehm hier ist von schlechter Qualität, er wurde für die Ziegelei von ausserhalb geholt», so Imhof. Auch Kies werde man kaum finden. «Die Idee vom See wird kaum kostenneutral zu realisieren sein.»
Auch bei der Stadt ist man skeptisch. «Immer wieder taucht bei Umfragen in der Bevölkerung der Wunsch nach einem See auf. Er ist verständlich, aber er kostet. Das hat die damals für den Waldeggsee erstellte Machbarkeitsstudie klar aufgezeigt», sagt Stadtpräsident Mike Künzle. Die Stadt habe in den nächsten Jahren grosse Investitionen zu tätigen, nicht zuletzt auch wegen der stetig wachsenden Bevölkerung. Künzle spricht von Investitionen in neuen Schulraum oder für Strassenprojekte, aber auch für Kultur oder beim Stadion Schützenwiese. «Auch fordern der gesellschaftliche Wandel sowie die Umsetzung der Energie- und Klimaziele, die Bosco Büeler auch sehr wichtig sind, einen grossen finanziellen Einsatz der Stadt.» Ausserdem habe das Parlament ein zweites Hallenbad bestellt. «Wir sind daran, diesen Auftrag zu erfüllen. Das wird nicht mit einem kleinen Weiher oder Teich abgedeckt. Und Winterthur hat einen richtigen See: Wir sind in 20 Minuten am Bellevue», so der Stadtpräsident.
Zudem sei es nicht so einfach, die Infrastruktur der Schule zu nutzen. «Zumindest während der Schulzeit ist diese bereits zu 100 Prozent ausgelastet. Dazu kommt die Nutzung der Anlage an Abenden und Wochenenden durch Vereine wie beispielsweise die Red Ants, die dort auch Nationalliga-A-Spiele austragen», so Künzle. Von der Kritik lässt sich Bosco Büeler nicht beirren. «Es braucht immer ein paar Wochen, bis die ersten Hürden überwunden sind.» Auch wenn Kies und Lehm von schlechter Qualität sind, sei der Badesee vergleichsweise günstig zu haben. Statt den 16 bis 20 Millionen Franken, die damals der Waldeggsee gekostet hätte, schätzt er den See in Oberseen auf 1 bis 2 Millionen Franken.
Sandro Portmann
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