Irene Mazza
singt und erzählt Geschichten im Museum Schaffen.
Dieses Jahr keine Gastgeberrolle: Ein kleiner Teil der GAIW-Vereinsmitglieder. Bild: zVg
Seit 1979 betreibt der Gruppo Alpinistico Italiano Winterthur ein Albanifestzelt. Dieses Jahr wird der grösste italienische Verein der Schweiz aber fehlen.
Albanifest Über 900 Mitglieder aus elf Nationen zählt der Verein Gruppo Alpinistico Italiano Winterthur (GAIW), der im Winter Skiwochen und -kurse zu familienfreundlichen Preisen anbietet, sich seit Jahrzehnten in der Integration engagiert und neben vielen weiteren sozialgeprägten Aktionen und Angeboten jeweils am Albanifest-Samstagnachmittag weniger Bemittelte und Senioren fast kostenlos verköstigt.
Um dies alles zu finanzieren ist der 1952 gegründete Verein primär auf die jährlichen Festzelteinnahmen am Albanifest angewiesen. Der GAIW – früher hinter dem Neumarkt zusammen mit den Griechen und Spaniern –ist seit einigen Jahren am Oberen Graben neben dem Restaurant Loge platziert und für italienische Spezialitäten wie Carne Salada aus dem Trentino mit Ciabatta-Brot, feine Gnocchi, Piadina sowie die von einem geerbten spanischen Originalrezept von Sangria und Spiedini di Gamberi und vielem mehr beliebt. Die breite Speisekarte macht es unerlässlich, dass das Fleisch und die Zutaten gut gekühlt werden können, genauso wie der Vino oder das Bier. Ein Kühlwagen war bis zum Fest 2022 stets genehmigt worden. Im Vorfeld zum letztjährigen Stadtfest erhielt der GAIW vom neuen Albanifest-Chef Heinz Stiefel und seinem Komitee aber ein Schreiben, dass der Kühlwagen durch ein Kühlzelt ersetzt werde.
«Wir hatten darauf Abklärungen mit dem Lebensmittelinspektorat getroffen, da eine Sicherstellung der Kühlkette für unsere Produkte mit Kühlzelten nicht gewährleistet ist. Das Fest-Komitee gab uns aber zu verstehen, der Kühlwagen, der zuvor 23 Jahre lang keinen Grund zur Beanstandung gegeben hatte, entspreche nicht mehr den Durchfahrtsbreiten der Blaulichtorganisation, vorab der Feuerwehr», erinnert sich GAIW-Präsidentin Anna Grossi. Kurzfristig organisierte der Verein unter erheblichen Mehrkosten ein zweites Kühlzelt, deponierte aber beim Albanifest-Komitee bereits damals die existenziell bedingte Bitte, 2024 den Kühlwagen wieder zu stellen. «Gleichzeitig hatte uns die Feuerwehr Winterthur auf Anfrage signalisiert, dass in den Richtlinien für Feuerwehrzufahrten, Bewegungs- und Stellfläche bildlich und verständlich beschrieben seien. Will heissen, das Stellen eines Kühlwagens auch künftig problemlos ist», so Grossi.
Ende Januar 2024 meldete sich der Verein sodann fristgerecht für das diesjährige Albanifest an, kreuzte die Bestellung eines Kühlwagens an und schrieb dazu einen Vermerk, dass er – nach den Problemen mit den Kühlzelten im Jahr zuvor – aus organisatorischen Gründen nur noch in gewohntem Rahmen teilnehmen könnte, wenn der Verein wie Jahrzehnte davor wieder über einen Kühlwagen des obligaten Festlieferanten Heineken/Haldengut verfügen dürfte. Das Albanifest-Komitee reagierte erst rund zwei Monate später am 21. März – datiert war der Brief am 4. März – mit dem Ausschluss vom diesjährigen Albanifest. Anna Grossi und ihre Vorstandskollegen vom GAIW fielen aus allen Wolken und intervenierten sofort per Mail direkt bei Albanifest-OK-Chef Heinz Stiefel. «Die plötzliche Ablehnung unserer Teilnahme hat uns verwirrt, da wir keine Kenntnisse von irgendwelchen Verstössen haben. Wir erwarten gerne eine schriftliche Stellungnahme», schrieben die Vereinsverantwortlichen und kündigten an, dem Gesetzesvermerk im Schreiben Folge zu leisten und auf offiziellem Weg eine Begründung von der zuständigen Stelle der Verwaltungspolizei Winterthur einzufordern.
Mehr als ausgedrücktes Bedauern der zuständigen Stadträtin Katrin Cometta erhielt der GAIW nicht. Diese Zeitung fragte im Zusammenhang mit dem vorliegenden Artikel auch beim vom GAIW informierten Michael Künzle nach. Der Stadtpräsident bedauert die Nichtberücksichtigung ebenfalls sehr, wie er schreibt. Er habe sich sehr wohl mit Heinz Stiefel ausgetauscht. Weiter schreibt Künzle in seiner Stellungnahme: «Einzelne Vereine oder Schausteller können an den Stadtrat gelangen, um einen Entscheid des Komitees zu hinterfragen. In den meisten Fällen machen wir aber mit dem Stadtrat keinen Durchgriff – für die Organisation und Durchführung ist das Albanifest-Komitee (AFK) zuständig.» Die Stadtverantwortlichen haben also kein Mitspracherecht, obwohl dem Albanifest-Komitee jährlich 475 000 Franken Steuergelder anvertraut werden. Also fragte die «Winterthurer Zeitung» beim OK-Chef und Kommunikationsverantwortlichen Heinz Stiefel direkt über die Gründe der Absage an den GAIW nach. Dieser schreibt: «Der Verein hat in seiner Bewerbung eine Kühl-Infrastruktur gefordert, die aus Platz- und Sicherheitsgründen nicht möglich ist. Schon 2023 wurde diese Situation durch das AFK in Gesprächen mitgeteilt und begründet. In der aktuellen Bewerbung wurde ausdrücklich gewünscht, dass diese bei Nichterfüllung der Forderung als zurückgezogen zu betrachten sei. Aufgrund dieses Rückzugs hat der Verein eine reguläre Absage erhalten.» Für Anna Grossi ist diese Begründung unverständlich, sie sagt: «Vielleicht war meine Anmerkung in der Anmeldung zu wenig verständlich. Aber es ging nie darum, nicht teilnehmen zu wollen, sondern ohne Kühlwagen mit unserem Konzept nicht teilnehmen zu können.»
Zwei Monate hatte das AFK Zeit, die einzelnen Anmeldungen zu überpüfen und in gegebenen Fällen auch nachzufragen oder Hand für Lösungen zu bieten. Müsste man zumindest im Zusammenhang mit Vereinen erwarten können, die fast ein halbes Jahrhundert das grösste, jährlich wiederkehrende Stadtfest Europas mit grossem Engagement mitgeprägt haben. Kommunikationsprofi Stiefel unternahm nichts. Selbst auf eine Bitte des GAIW, nach der brieflichen Absage in einem persönlichen Gespräch eine Lösung zu finden, um eine Teilnahme doch noch möglich zu machen, reagierte Stiefel mit einem Gesprächstermin erst Ende April. Obwohl der GAIW da einige mögliche Lösungen vorschlug, kam Stiefel nicht auf seinen Entscheid zurück. «Albanifest – Fest der Vereine? Sollte der Standort des Kühlwagens das grosse Problem gewesen sein, hätte er uns doch schon viel früher den Vorschlag machen können, unser Festzelt andernorts aufzustellen oder den Kühlwagen eben etwas weiter weg zu postieren – es kam nichts und unsere entsprechenden Vorschläge wurden allesamt ignoriert», sagt rückblickend ein weiteres GAIW-Vorstandsmitglied enttäuscht.
Den konstruktiven Ansatz in jener Sitzung im April leistet Stiefel mit der Zusage für das Albanifest ... 2025.
George Stutz
Nach 45 Jahren Zusammenarbeit ist es traurig zu lesen, dass das Komitee nicht die Zeit gefunden hat, eine auf Dialog basierende Lösung zu klären oder vorzuschlagen
Francesco antwortenWerden sich viele Besucher fragen. Selber im GAIW engagierte ich mich im Service. Unsere Stammgäste genossen den fruchtigen Sangria, schwärmten vom feinen carne salada und den saftigen gamberi. Freudig wurde das grosszügige Trinkfeld für die Skischule gespendet. Ein wichtiger Treffpunkt geht dieses Jahr verloren, ein grosses Loch in der Vereinskasse wird entstehen. Schlechte Noten für das Komitee.
Manuela antwortenHeinz Stiefel Kommunikationsprofi???????
Marco antwortenEigentlich müsste das OK doch froh sein, wenn es noch Vereine gibt, die mit vielen freiwilligen Helfern ein breites Angebot an Speisen und Getränken anbieten. Daher bleibt dieser Rauswurf rätselhaft und der wahre Grund scheint noch nicht gefunden....
Andy antwortenLade Fotos..